Der Tagebau Hambach ist der größte noch aktive Braunkohletagebau in Deutschland. Seit im Jahr 1978 mit der Förderung begonnen wurde, mussten zahlreiche Dörfer umgesiedelt werden. Ewig wird dies aber nicht so weiter gehen. Aktuellen Planungen zufolge dürften im Jahr 2040 sämtliche einfach zu erreichenden Kohlevorkommen abgebaut sein. Auch danach werden die Folgen des Tagebaus aber noch sichtbar bleiben. Und zwar in Form des riesigen Hambacher Lochs. Die aktuellen Planungen sehen vor, dass diese Fläche später einmal geflutet werden soll. Dadurch würde der – dem Volumen nach – zweitgrößte See Deutschlands entstehen. Zwei Physik-Professoren haben diese Pläne nun um einen interessanten Aspekt erweitert: Sie wollen auf dem Boden des künstlichen Sees einen gigantischen Energiespeicher errichten.


Bild: Jopami [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)]

Ein- uns ausströmendes Wasser sorgt für die Stromspeicherung

Dazu soll auf dem Grund des Gewässers eine mehrere hundert Meter hohe Betonkonstruktion mit einem möglichst großem Hohlraum im Inneren errichtet werden. Um dem Wasserdruck stand zu halten, wird diese aus mehreren Einzelelementen bestehen, die durch ein Röhrensystem miteinander verbunden sind. Am tiefsten Punkt dieser Einheiten befindet sich zudem jeweils eine Turbine. Diese können dafür sorgen, dass das Wasser aus der Betonkonstruktion in den See gepumpt wird. Dadurch entsteht im Inneren der gewünschte Hohlraum. Soll nun Strom erzeugt werden, läuft der Vorgang genau umgekehrt ab: Das Wasser strömt durch den Druck am Boden des Sees in den Hohlraum, wodurch die Turbinen sich zu drehen beginnen. Auf diese Weise können nicht unerhebliche Mengen an Strom gespeichert werden: Rein rechnerisch könnte die Speicherkapazität rund achtmal so hoch liegen wie bei allen anderen deutschen Pumpspeicherkraftwerken zusammen.

Am Bodensee wurde der Ansatz bereits erfolgreich getestet

Ein solcher Unterwasser-Energiespeicher wurde zudem bereits erfolgreich im Bodensee getestet. Allerdings noch mit deutlich kleineren Ausmaßen. So wurde dort eine Betonkugel mit einem Durchmesser von drei Metern versenkt. Die grundsätzliche Funktionsweise war aber die selbe und erwies sich als sehr wirksam. So lag die Effizienz der Stromspeicherung bei stolzen neunzig Prozent. Zum Vergleich: Bei den heute auch vielfach diskutierten Power-to-Gas-Verfahren werden gerade einmal rund dreißig Prozent erreicht. Grundsätzlich könnte das Hambacher Loch also tatsächlich einmal zu einem gigantischen Stromspeicher für Erneuerbare Energien werden. Bis dahin sind aber noch einige Fragen zu klären. So steht bisher noch nicht einmal fest, woher das Wasser für die Flutung des Gebiets kommen soll. Interesse aus der Industrie gibt es aber bereits: Sowohl bei RWE als auch beim Baukonzern Hochtief zeigte man sich an den Plänen der Professoren interessiert.


Via: FAZ

2 Kommentare

  1. One

    19. August 2019 at 12:40

    Schön, aber kann man das ganze aus etwas anderem als klimaschädlichem Beton bauen?

  2. Leser

    29. August 2019 at 20:53

    Im Zusammenhang mit den Berichten zum Test am Bodensee heißt es, eine solches Pumpspeicherkraftwerk müsste mindestens 500 Meter (bis maximal 700 Meter) tief versenkt werden, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Ist oder wird das „Hambacher Loch“ so tief?

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