Von der „echten“ Elektromobilität – Plug-ins müssen ausdrücklich ausgenommen werden, weil viele überwiegend mit Verbrennungsmotor fahren – profitiert die lokale Umwelt, in der die Fahrzeuge gerade unterwegs sind. Dass sie wegen hoher Emissionen in den Ländern, in denen die Batterien hergestellt werden, bereits bei Kilometerstand „Null“ eine mächtigen CO2-Fußabdruck haben ist bekannt, doch auf die teilweise katastrophalen sozialen Folgen in bestimmten Regionen der Welt haben erstmals Forscher der Northwestern University in Chicago hingewiesen.


Bild: Northwestern University

Das interdisziplinäre Forscherteam unter der Leitung von Jennifer Dunn, Assistenzprofessorin für Bio- und Chemie-Engineering untersuchte die Auswirkungen des Abbaus von Kobalt, einem für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien extrem wichtigen Metall, in der Demokratischen Republik Kongo auf die Gesundheit der dort lebenden Menschen und deren seelisches Wohlbefinden.

Soziale Folgen sind schwer zu messen

„Wir können die Umweltkosten von Autos mit Elektroantrieb mit denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor exakt ausrechnen, doch wenn es um die sozialen Folgen gehtmüssen wird passen“, sagt Dunn. „Für viele Ingenieure ist es einfacher, Umweltauswirkungen zu messen oder zu berechnen, als die sozialen Bedingungen in einem fernen Land zu verstehen, das sie noch nie betreten haben.“


Gewalt und Drogenmissbrauch nehmen zu

Was Dunn und Sera Young, außerordentliche Professorin für Anthropologie, entdeckten, war zutiefst beunruhigend. Sie fanden heraus, dass der Kobaltabbau mit einer Zunahme von Gewalt, Drogenmissbrauch, mangelhafter Ernährung und sauberem Trinkwasser sowie körperlichen und geistigen Gesundheitsproblemen verbunden ist. Anwohner berichteten, dass sie Ackerland und Häuser verloren haben, die Bergleute buchstäblich ausgruben, um Kobalt zu gewinnen. Ohne Ackerland sind die betroffenen Kongolesen manchmal gezwungen, im Nachbarland Sambia Lebensmittel zu besorgen.

Abfälle verschmutzen Wasser Luft und Böden

Abfälle aus dem Abbau von Kobalt und anderen Metallen können Wasser, Luft und Boden verschmutzen, was zu verminderten Ernteerträgen, kontaminierten Lebensmitteln und Wasser sowie Atemwegs- und Fortpflanzungsproblemen führt. „Wenn wir die Welt verbessern wollen dürfen wir uns nicht auf die Natur beschränken, wir müssen auch an die Menschen denken“, mahnt Young.

Um das Problem zu lösen oder wenigstens ein wenig zu entschärfen müssen andere Batterien her, es sei denn, die Politiker in den Kobalt-Abbaugebieten treffen Vorsorge zum Schutz ihrer Bürger. Tatsächlich gibt es weltweit einen Wettlauf um Batterien, die weder relativ rares Lithium noch Kobalt benötigen. Schwefel- und Natriumelektroden liegen gut im Rennen, mit den technisch ausgereiften Lithium-Ionen-Akkus können sie jedoch bei weitem noch nicht mithalten, was Kapazität und Lebensdauer angeht.

 

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