Die Mathematik ist an dieser Stelle unbarmherzig: Laut der Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung besteht in Deutschland langfristig ein jährlicher Bedarf an Wasserstoff mit einer Gesamtleistung von 90 bis 110 Terawattstunden. Tatsächlich dürften in Deutschland aber wohl nur rund 14 Terawattstunden produziert werden können. Die Lücke muss mit Importen gefüllt werden. Nötig dafür sind internationale Partnerschaften. Folgerichtig hat die Bundesregierung insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um entsprechende Projekte zu fördern. Günter Nooke, Afrikabeauftragter der Regierung, hat nun eine erste Idee ins Spiel gebracht. Er will in der Demokratischen Republik Kongo grünen Wasserstoff produzieren und diesen nach Deutschland exportieren. Ausreichend Erneuerbare Energien sollen dabei durch ein Mega-Projekt gewonnen werden: Der Kongo plant den Bau eine riesigen Wasserkraftwerks namens „Inga 3“.


Bild: I, Alaindg / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Im Idealfall entsteht eine Win-Win-Situation

Von grünem Wasserstoff spricht man, wenn dieser mithilfe von nachhaltigen Energiequellen gewonnen wurde. Denn nur dann ist der Einsatz auch wirklich klimaneutral. Der Plan des Afrikabeauftragten sieht nun vor, dass Deutschland den Kongo zunächst beim Bau des Staudamms unterstützt. Dies wäre auch aus geopolitischer Sicht nicht unvorteilhaft. Denn auch China und die USA haben bereits ihre Hilfe angeboten und wollen so ihren Einfluss in dem Land ausbauen. Der Staudamm soll dann später nicht nur die Einwohner des Landes mit sauberem Strom versorgen. Vielmehr soll ein Teil davon für die Produktion von grünem Wasserstoff reserviert werden. Dieser wiederum könnte dann günstig nach Europa verkauft werden. Im besten Fall entstünde so eine Win-Win-Situation: Deutschland bekäme günstigen Wasserstoff und der Kongo eine regelmäßige Einnahmequelle.

Einige Fragen müssen noch geklärt werden

Noch allerdings wird das Projekt selbst innerhalb der Bundesregierung mit einer gewissen Skepsis betrachtet. So verweist das Bundesentwicklungsministerium darauf, dass zunächst geprüft werden müsse, ob der Bau auch tatsächlich den Menschen vor Ort diene. Der Hintergrund: Lokale Aktivisten kritisieren schon seit längerem, dass für den Staudamm 37.000 Menschen umgesiedelt werden sollen, ohne dass diesen bisher eine Zukunftsperspektive aufgezeigt wurde. Das Bundeswirtschaftsministerium wiederum spricht von einem „herausforderndem“ Projekt. Die Beamten dort verweisen in diesem Zusammenhang auf die politisch und wirtschaftlich instabile Situation im Kongo. Noch lässt sich daher nicht seriös abschätzen, ob der Kongo tatsächlich ein wichtiger Partner in der Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung wird. Klar ist aber: Ganz ohne solche Kooperationen dürfte es nicht gehen.


Via: Süddeutsche Zeitung

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