Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich bei Infraschall, um Schall, der von Menschen nicht gehört werden kann. Konkret liegt er also unterhalb von 16Hz. Aufgrund der großen Wellenlänge kann sich der Infraschall im Gegenzug aber sehr weit ausbreiten. Mit speziellen Empfangsstationen lässt er sich noch tausende Kilometer entfernt aufzeichnen. Tatsächlich gibt es weltweit 53 solcher Stationen. Diese wurden errichtet, um unerlaubte Kernwaffentests zu entdecken. Tatsächlich lassen sich die dort aufgezeichneten Daten aber auch anderweitig nutzen. Dies bewies nun ein Forscherteam der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Denn die Wissenschaftler konnten anhand der Infraschall-Messungen den Start von Weltraumraketen nachweisen. Konkret werteten sie die Daten für die Jahre 2009 bis 2021 aus. In dieser Zeit wurden exakt 1.001 Raketen ins All geschickt. Rund drei Viertel der Starts hinterließen eindeutige Spuren in den Daten.


Bild: NASA

Jeder Raketentyp hinterlässt eine einzigartige Signatur

Mehr noch: Die Forscher konnten zum einen auch den Verlauf des Fluges nachvollziehen. Das Absprengen der einzelnen Antriebsstufen sorgte beispielsweise ebenfalls für eine eindeutige Infraschall-Signatur. Zum anderen konnten die Forscher aus den Daten auch ableiten, welcher Raketentyp genutzt wurde. Die Spaceshuttles der NASA hinterließen demzufolge eine andere Signatur als die Falcon-9-Raketen von SpaceX oder russische Sojus-Kapseln. Allerdings sind Raketenstarts keineswegs verboten und werden auch nicht geheim durchgeführt. Welchen Mehrwehrt also hat die Auswertung der Infraschall-Daten? Tatsächlich gibt es gleich eine ganze Reihe von Ansätzen, die weiter erforscht werden könnten. So ist Ort und Zeitpunkt der Raketenstarts jeweils exakt dokumentiert. Daraus wiederum lassen sich wichtige Rückschlüsse ziehen, wie sich der Infraschall in der Atmosphäre ausbreitet. Außerdem können die Messungen so regelmäßig kalibriert werden, was sie noch genauer macht.

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Möglicherweise lassen sich Unglücksfälle verhindern

Besonders spannend ist zudem die Idee, auf diese Weise Probleme bei Raketenstarts zu erkennen. Denn wenn diese über eine charakteristische Infraschall-Signatur verfügen, könnten Abweichungen auf technische Schwierigkeiten hindeuten. Im Idealfall könnte die NASA dann noch eingreifen, bevor es zu einer Katastrophe kommt. Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis gab es in der Vergangenheit allerdings glücklicherweise nur extrem wenige Unglücksfälle. Dementsprechend dünn ist hier noch die Datenlage. Es ist daher nicht möglich, aus der Infraschall-Signatur konkrete Probleme abzuleiten. Zumindest könnte sie aber einen Indikator darstellen, der eine noch genauere Überwachung als ohnehin zur Folge hat. Die deutschen Forscher haben ihre Daten zudem öffentlich zur Verfügung gestellt. Ihre Hoffnung ist es, dass weitere Wissenschaftler das Thema aufgreifen und die ohnehin erfassten Infraschalldaten nutzen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Via: AGU

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