Der Effekt dürfte den meisten Personen bekannt sein: Wenn Muskeln nicht regelmäßig trainiert werden, verkümmern sie irgendwann. Dies kann sogar zu einem medizinischen Problem werden. Wenn sich beispielsweise jemand das Bein bricht, muss dieses ruhig gestellt werden. Gleichzeitig verliert der Patient dabei aber eben auch an Muskeln. Gerade bei älteren Menschen kann dies zu einer dauerhaften Bettlägerigkeit führen. In der Raumfahrt wiederum denken Forscher schon lange darüber nach, Astronauten auf dem Weg zum Mars einfach in eine Art Dauerschlaf zu versetzen. Auch hier ist aber der dadurch entstehende Muskelabbau ein Problem. Abhilfe schaffen könnte ein Blick in die Tierwelt. Denn Bären gehen für bis zu sieben Monate in die sogenannte Winterruhe und bewegen sich in dieser Zeit so gut wie gar nicht. Trotzdem werden lediglich die Fettreserven angegriffen, während die Muskeln die Zeit unbeschadet überstehen.


Bild: Abu0804, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Nach der Blutplasma-Behandlung war der Eiweißwert erhöht

Verantwortlich für den Muskelabbau beim Menschen ist die sogenannte Proteolyse. Vereinfacht ausgedrückt beschreibt dies den Effekt, dass der menschliche Körper verstärkt Eiweiße abbaut, wenn er nicht aktiv ist. Forscher der Universitäten Hiroshima und Hokkaido haben nun untersucht, ob sich die Proteolyse beim Menschen ebenfalls verhindern lässt. Dazu entnahmen sie bei japanischen Schwarzbären Blutplasma. Dieses wiederum brachten sie im Labor in Kontakt mit dort gezüchteten menschlichen Muskelzellen. Tatsächlich stellte sich teilweise der gewünschte Effekt ein: Bei rund der Hälfte der Muskelzellen konnte ein deutlich erhöhter Eiweißwert nachgewiesen werden. Der Hintergrund: Forscher hatten das Blutplasma von Bären während der Winterruhe und während der aktiven Zeit genommen. Tatsächlich erzielte nur das Blutplasma der Winterruhe den gewünschten Effekt. Der Organismus des Bärs ist also ideal auf den Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe eingestellt.

Aufgebaut werden müssen Muskeln durch Training

Die japanischen Forscher versuchten auch zu verstehen, wie der gehemmte Muskelabbau tatsächlich funktioniert. Hier stießen sie auf die Tatsache, dass die Produktion eines bestimmten Proteins gehemmt war. Dieses wiederum ist verantwortlich für den Abbau ungenutzter Muskeln. Gleichzeitig war auch die Konzentration eines Hormons erhöht, das mit Muskelwachstum in Verbindung gebracht wird. Hier konnten die Forscher aber nicht ausschließen, dass dies durch den Versuchsaufbau verursacht wurde. Sie gehen daher davon aus, dass die Bären die Winterruhe so gut überstehen, weil sie den Abbau der nicht benutzten Muskeln stoppen. Hinzu kommt, dass auf ähnliche Art und Weise auch der Abbau der Knochen gehemmt wird. Die Forschungsarbeit könnte langfristig dazu führen, dass es tatsächlich irgendwann gelingt, auch beim Menschen einen ähnlichen Mechanismus zu etablieren. Auch dann gilt aber noch: Aufgebaut werden müssen die Muskeln weiterhin durch Training.


Via: Der Standard

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