Aspartam zählt zu den am weitesten verbreiteten künstlichen Süßstoffen weltweit und ist in unzähligen Diätgetränken, Light-Joghurts und zuckerfreien Snacks enthalten. Obwohl es in vielen Ländern seit Jahrzehnten als sicher gilt, haben neue wissenschaftliche Untersuchungen den langjährigen Verzehr dieses Zusatzstoffs nun auf den Prüfstand gestellt. Besonders im Fokus stehen dabei mögliche Auswirkungen auf Gehirn und Herz, die über die bislang bekannten metabolischen Mechanismen hinausgehen und bislang offene Fragen zur Sicherheit künstlicher Süßstoffe adressieren.


Langfristige Stoffwechselveränderungen im Gehirn

In einer aufwendigen Studie des spanischen Forschungszentrums CIC biomaGUNE und des Biogipuzkoa Health Research Institute wurde Aspartam Mäusen über ein Jahr hinweg verabreicht, in einer Dosis, die dem Sechstel der täglich maximal empfohlenen menschlichen Aufnahme entspricht. Diese Langzeitexposition ermöglichte erstmals einen realitätsnahen Blick auf chronische Effekte, die in kürzeren Experimenten nur schwer zu erfassen sind.


Die Forscher:innen beobachteten im Verlauf der Studie zunächst einen Anstieg der Glukoseverwertung im Gehirn der exponierten Tiere, gemessen mittels FDG-PET-Bildgebung. Nach einigen Monaten kehrte sich dieses Muster jedoch um und die Gehirne der Aspartam-Gruppe zeigten am Ende des Studienzeitraums etwa halb so hohe Glukoseaufnahmewerte wie die der Kontrollgruppe. Da das Gehirn nahezu ausschließlich Glukose zur Energiegewinnung nutzt, deuten diese Veränderungen auf eine Beeinträchtigung der grundlegenden Energieversorgung hin. Parallel dazu stieg der Lactatspiegel stark an, ein Hinweis darauf, dass die neuronale Energie- und Stoffwechselbalance gestört ist. Eine der Studienautor:innen erklärte, das Ziel sei es gewesen, „zu bestimmen, welche physiologischen Auswirkungen Aspartam auf Herz und Gehirn ausübt und wie sich diese Effekte von anderen Zucker- und Süßstofftypen unterscheiden“.

Verhaltensbezogene Tests, etwa das Barnes-Labyrinth zur Prüfung von räumlichem Lernen und Gedächtnis, zeigten ebenfalls Unterschiede zwischen den Gruppen. Aspartam-exponierte Mäuse bewegten sich langsamer und benötigten mehr Zeit, um Ziele zu erreichen, was auf mögliche Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen im weiteren Verlauf der Studie hindeutet. Auch wenn einzelne Ergebnisse statistisch nicht immer eindeutig waren, verstärken sie das Bild einer anhaltenden metabolischen Dysregulation im Gehirn der behandelten Tiere.

Auch das Herz-Kreislaufsystem ist betroffen

Neben dem Gehirn zeigten sich auch im Herz-Kreislauf-System der Mäuse deutliche Veränderungen. Bildgebende Untersuchungen ergaben, dass das Herz der Aspartam-Gruppe weniger effizient arbeitete, da sich die Herzkammern unvollständig entleerten. Dies weist auf eine verringerte Pumpleistung hin, die langfristig die Versorgung anderer Organe beeinträchtigen kann, auch wenn keine ausgeprägten strukturellen Schäden festgestellt wurden.

Auffällig war zudem eine Reduktion des Körperfetts der Aspartam-Gruppe um rund 20 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dieser Effekt ging jedoch nicht mit einer insgesamt günstigeren Stoffwechselsituation einher. Stattdessen verschob sich die Fettverteilung hin zu viszeralen Depots im Bauchraum, die als metabolisch ungünstig gelten. Die Autor:innen betonen, dass diese Veränderungen selbst bei relativ niedriger Aspartam-Zufuhr auftraten und daher Fragen zur langfristigen Bewertung künstlicher Süßstoffe aufwerfen.

Ist zuviel Süßstoff schädlich?

Die Ergebnisse der Studie fügen sich in eine wachsende Zahl von Arbeiten ein, die mögliche gesundheitliche Effekte künstlicher Süßstoffe jenseits der Kalorienreduktion untersuchen. Ergänzend zu den tierexperimentellen Daten gibt es epidemiologische Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum von Süßstoffen beim Menschen mit einem beschleunigten kognitiven Abbau in Verbindung stehen könnte. In Beobachtungsstudien zeigten Personen mit besonders hoher Aufnahme über mehrere Jahre hinweg stärkere Einbußen bei Gedächtnis- und Denkaufgaben.

Gleichzeitig weisen die beteiligten Forscher:innen darauf hin, dass Ergebnisse aus Tiermodellen nur eingeschränkt auf den Menschen übertragbar sind. Die biologischen Mechanismen, über die Aspartam langfristig auf Gehirn und Herz wirkt, sind bislang nicht vollständig verstanden. Das Forschungsteam sieht die aktuellen Befunde daher weniger als endgültiges Urteil, sondern als Ausgangspunkt für weiterführende Studien, insbesondere für langfristig angelegte Untersuchungen am Menschen.

via CIC biomaGUNE

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