Während Busse in einer bestimmten Taktung den ganzen Tag über verkehren, machen sich Lieferwagen örtlicher Unternehmen für einzelne Auslieferungen auf den Weg. Auch Privatleute steigen in ihre Autos, um eben Eier oder Kartoffeln vom Bauernhof abzuholen. Vor allem auf dem Land ließen sich Busfahrten und kleine Transporte relativ gut miteinander kombinieren, so die These in Altmarkkreis. Schließlich ist in den Linienbussen oft mehr als genug Platz, um ein paar Kisten und Kästen mitzunehmen. Die Salzwedeler Verkehrsgesellschaft PVGS testet nun, ob der Regionalverkehr als Lebensmittellieferant funktioniert, um eigentlich überflüssige Wege einzusparen.


Linienbus statt Lieferwagen oder Privattransport? Salzwedel probiert es aus.

Die Idee stammt von einer örtlichen Landwirtin

Ideengeberin ist die Landwirtin Mirjam Anschütz. Sie kauft öfter bei anderen Betrieben ihrer Region ein und nutzt dabei den Linienbus. Jetzt arbeitet sie für die örtliche Verkehrsgesellschaft und die Uni Vechta als Projektkoordinatorin und verhilft ihrer Idee dazu, Wirklichkeit zu werden. Ihr Ziel, so sagt sie, bestehe darin, sowohl die Betriebe als auch den öffentlichen Nahverkehr zu unterstützen. Jetzt können beispielsweise Landwirte ihre Erzeugnisse nach Anmeldung zur nächsten Haltestelle bringen und in den Bus laden. Der Kunde oder die Kundin nimmt die Lieferung dann an der eigenen Haltestelle entgegen – die persönliche Auslieferung entfällt, ebenso wie die Fahrt zum »Eierhaus« oder zur »Milchtankstelle«.

Spezielle Gurtsysteme zur Sicherung der Waren nötig

Erste Testfahrten erfolgten außerhalb des Fahrplans, um mögliche Schwachstellen aufzudecken. Barrierefreie Niederflurbusse erleichtern das Beladen, doch verfügen Linienbusse über keinen eigenen Laderaum. Darum benötigen die zum Lebensmitteltransport eingesetzten Fahrzeuge nun ein neuartiges Gurtsystem zur Sicherung der Waren. Das Ein- und Ausladen dauert zudem länger als das Boarding von Passagieren. Der derzeitige Fahrplan ließe sich damit nicht einhalten, doch Änderungen sind nur schwer möglich. Außerdem muss noch die Buchung geregelt werden: Soll sie rein digital laufen – oder auch per Telefonanruf möglich sein?


Der Chef des PVGS, Ronald Lehnecke, lobt das Potenzial des Projekts: »Wir finden es super. Wir versuchen zu schauen, wie es funktionieren könnte. Es ist ökologisch, ein Transportmittel zu nutzen, was schon fährt.« Und: »In so großem Stil machen wir es noch nicht, das war bisher immer nur Schnellgut.« Jede Lieferung soll möglichst nur ein paar Euros kosten, um leistbar zu sein – doch auch am Preissystem wird noch gefeilt.

Quelle: mdr.de

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