Schon in der Antike war Ägypten auf das Wasser des Nils angewiesen. Die regelmäßigen Überschwemmungen wässerten die Felder und sorgten dafür, dass das Land zur Kornkammer des Römischen Reichs wurde. Umgekehrt galt allerdings auch: In Jahren, in denen der Fluss weniger Wasser als erwartet brachte, drohte eine Lebensmittelknappheit. An diesem Befund hat sich bis heute erstaunlich wenig geändert. So ist die riesige Hauptstadt Kairo fast vollständig auf die Versorgung durch Nilwasser angewiesen. Selbiges gilt für einen Großteil der Landwirtschaft des Landes. Genau dies könnte nun aber zum Problem werden. Denn Äthiopien, das weiter oben am Nil liegt, hat einen riesigen Staudamm gebaut und will das dazugehörige Becken nun mit dem Wasser des Nils füllen. Die logische Folge: Mindestens fünf Jahre lang käme weniger Wasser in Ägypten und dem Sudan an.


Bild: Bionet (Gemeinfrei)

Wasserverschwendung verschlimmert die Problematik

Die Folgen könnten verheerend sein. So drohen etliche Felder in Ägypten zu verdorren. Außerdem ist die Versorgung mit Trinkwasser in Gefahr. Beide Probleme sind allerdings teilweise auch hausgemacht. Denn viel Wasser erreicht nie die eigentlichen Abnehmer, sondern versickert in den maroden Leitungen des Landes. Außerdem hat sich die wassersparende Tröpfchenbewässerung in der Landwirtschaft bisher noch fast überhaupt nicht durchgesetzt. Diese Probleme anzugehen dürfte allerdings Jahre in Anspruch nehmen. Äthiopien will allerdings bereits in zwei Wochen mit der Befüllung des Staubeckens beginnen. Sogar eine militärische Eskalation kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Ägypten verfügt über französische Rafale-Kampfjets, die theoretisch den rund 1.500 Kilometer entfernten Staudamm erreichen könnten. Äthiopien wiederum hat Luftabwehrraketen in der Nähe des Bauwerks stationiert und dürfte einen Angriff nicht einfach so hinnehmen.

Donald Trump scheiterte als Vermittler

Um doch noch eine friedliche Einigung zu erreichen, entschieden sich die drei Staaten im November vergangenen Jahres sogar zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie baten US-Präsident Donald Trump um Hilfe. Dessen Administration legte tatsächlich einen Kompromissvorschlag vor. Dieser wurde allerdings von Äthiopien und dem Sudan nicht unterschrieben und der Konflikt schwelte weiter. Nun hat sich Ägypten an den UN-Sicherheitsrat gewandt, der heute über das Thema beraten wird. Äthiopien hat sich zudem bereit erklärt, die Inbetriebnahme des Staudamms zunächst noch einmal um 14 Tage zu verschieben. Ob das ausreicht, um doch noch eine Lösung zu finden, ist allerdings alles andere als sicher. Äthiopiens Präsident Abiy Ahmed brachte daher zuletzt noch eine andere Institution ins Spiel: Seiner Meinung nach wäre die Afrikanische Union am besten geeignet, um einen Kompromiss zu vermitteln.


Via: Die Zeit

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