Das Stuttgarter Neckartor erlangte in den letzten Jahren traurige Berühmtheit. Denn es handelte sich um einen der Orte in Deutschland mit den schlechtesten Werten in Sachen Luftverschmutzung. Dafür verantwortlich sind eine Reihe von Ursachen. Zum einen spielt die Lage von Stuttgart innerhalb eines Talkessels eine große Rolle. Ebenso entscheidend dürfte aber auch die lokale Verkehrssituation mit vielen Staus sein. Seit Jahren wird daher über die Notwendigkeit von weitgehenden Fahrverboten diskutiert. Parallel dazu wurde im Jahr 2018 aber auch ein interessantes Experiment gestartet: Die Firma „Mann + Hummel“ installierte insgesamt 23 Luftfiltersäulen. Diese bestehen jeweils aus drei Würfeln mit einer Seitenlänge von einem Meter. Verteilt wurden die Anlagen auf einer Strecke von 350 Metern.


Die Filter entfernen bis zu 80 Prozent der Feinstaubpartikel

Im Inneren der Würfel befinden sich Ventilatoren, die die Luft ansaugen. Diese wird dann durch zwei Filtersysteme geleitet. Ein elektrostatisch aufgeladener Filter aus Polypropylen soll den Feinstaub aufnehmen. Aktivkohlelagen wiederum sind dafür da, Stickstoffdioxid aus der Luft zu entfernen. Zudem sind verschiedene Sensoren integriert, die jeweils die aktuelle Wetterlage und Luftqualität erfassen. Dementsprechend werden dann die Ventilatoren so eingestellt, dass sie mehr oder weniger Luft ansaugen. Im Idealfall können pro Säule bis zu 14.500 Kubikmeter Luft pro Stunde gefiltert werden. Einmal im Monat müssen die Filter, die den Angaben des Herstellers zufolge rund achtzig Prozent der Feinstaubpartikel entfernen, getauscht werden. Abgesehen davon läuft das System aber voll automatisch und rund um die Uhr.


Die Obergrenze wurde wieder unterschritten

Um zu klären, ob die Luftfiltersäulen tatsächlich eine wirksame Waffe gegen die Feinstaub- und Stickoxidbelastung sein können, wurden Experten des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit ins Boot geholt. Eine gemeinsam mit „Mann + Hummel“ erstellte Studie kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Messwerte konten unter die tolerierte Höchstgrenze gesenkt werden. So gingen die Stickoxid-Werte um rund neun Prozent zurück, während beim Feinstaub sogar ein Rückgang um zehn Prozent erreicht werden konnte. Selbst Winfried Hermann, als grüner Verkehrsminister in Baden-Württemberg eher kein Freund der Autoindustrie, bezeichnet das Experiment daher als erfolgreich. Klar ist aber auch: Die Luftfiltersäulen dürften für den Rückgang nicht alleine verantwortlich sein. Vielmehr werden auch modernere Fahrzeuge und die Folgen der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt haben.

Via: FAZ

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