Im Zuge der Corona-Krise haben zahlreiche Firmen die Erfahrung gemacht, dass selbst seit langem etablierte Lieferketten auf einmal nicht mehr so funktionieren wie gewünscht. Besonders kritisch ist dies im Bereich der Gesundheitsversorgung. Hier kommt es schon in normalen Zeiten immer mal wieder zu Lieferengpässen. Im Zuge der Corona-Krise drohten dann aber gleich eine ganze Reihe an wichtigen Medikamenten knapp zu werden. Dies schärfte das Bewusstsein für die dahinter stehende Grundproblematik. Denn viele Wirkstoffe und Arzneimittel werden gar nicht mehr in Europa produziert. So stammten rund achtzig Prozent der Antibiotika-Impfstoffe aus China. Viele andere wichtige Medikamente werden zudem in Indien produziert. Wenn man so möchte, ist das deutsche Gesundheitssystem also zu einem nicht unerheblichen Teil von diesen beiden Ländern abhängig.


Drei Handlungsfelder sollen in Angriff genommen werden

In den anderen EU-Staaten sieht dies nicht viel anders aus. Doch nun haben sich die EU-Gesundheitsminister in einer informellen Videokonferenz mit der Thematik befasst. Gemeinsam einigte man sich auf drei Maßnahmen, um die Abhängigkeit von außereuropäischen Ländern zu verringern:


1. Die Qualität der Wirkstoffe soll zukünftig stärker kontrolliert werden. Der Preis wäre dann nicht mehr die alles entscheidende Komponente.

2. Die Lieferketten sollen diversifiziert werden. Einzelne Medikamenten würden dann von verschiedenen Firmen aus unterschiedlichen Ländern gekauft.

3. Die Produktion in Europa soll wieder ausgebaut werden. Dafür wird die Europäische Union finanzielle Anreize bereitstellen.

Konkrete Schritte sollen nun in den nächsten Wochen und Monaten ausgearbeitet und umgesetzt werden. Dabei wird auch die Bundesregierung eine wichtige Rolle spielen.

Die Bundesregierung will das Thema vorantreiben

Denn diese übernimmt am 01. Juli dieses Jahres turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft. Dies stellt immer eine gute Gelegenheit dar, um bestimmte Probleme in den Vordergrund zu rücken. Viele der Themen, die die Bundesregierung ursprünglich auf dem Zettel hatte, sind inzwischen allerdings durch die Corona-Krise in den Hintergrund gedrängt worden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte daher nun an, das Thema Versorgungssicherheit mit Medikamenten vorantreiben zu wollen. Ganz ohne Diskussionen dürfte eine Umsetzung der geplanten Maßnahmen allerdings nicht ablaufen. Denn die Herstellung wurde ja nicht ohne Grund ins Ausland verlagert: Die Produktion in Europa ist schlicht deutlich teurer. So schätzen Experten, dass die Herstellung hierzulande rund achtmal teurer wäre als in China oder Indien. Die geplanten finanziellen Anreize müssten also durchaus hoch sein.

Via: Business Insider

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