Am grundlegenden Prinzip der Stahlproduktion hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel geändert: In Hochöfen wird Kohle verbrannt, um Eisenerz zu schmelzen und so Roheisen zu gewinnen. Theoretisch würde dieses Verfahren auch weiterhin funktionieren. Allerdings entstehen bei der Kohle-Verbrennung erhebliche CO2-Emissionen. Fast alle europäischen Hersteller experimentierten daher in der Vergangenheit mit der Nutzung von Wasserstoff. Die gute Nachricht: Tatsächlich können die Emissionen so auf nahezu null gesenkt werden. Die schlechte: Es sind gewaltig Investitionen nötig, weil nahezu der gesamte Anlagenpark ausgetauscht werden muss. Denn statt der bisher genutzten Hochöfen werden Elektroöfen benötigt. Außerdem werden diese nicht mehr mit Eisenerz befüllt, sondern mit Eisenschwamm. Dieser wiederum muss zuvor in einer sogenannten Direktreduktionsanlage aus Eisenerz gewonnen werden. Auch hier wird Wasserstoff benötigt, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.


Bild: Thyssen-Krupp

Es können Millionen Tonnen an CO2-Emissionen vermieden werden

Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp hat nun eine erste große Investitionsentscheidung auf dem Weg hin zu grünem Stahl getroffen: Für rund zwei Milliarden Euro soll eine Direktreduktionsanlage mit einer Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen entstehen. Dadurch können jährlich 3,5 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden. Zur Einordnung: Aktuell liegen diese im Gesamtkonzern bei rund zwanzig Millionen Tonnen jährlich. Bedenkt man, dass am Anfang vermutlich die Maßnahmen mit dem besten Verhältnis aus Kosten und CO2-Einsparung umgesetzt werden dürften, wird klar, wie viel Geld hier investiert werden muss, um wirklich klimaneutral zu werden. Für den ThyssenKrupp-Konzern ist dies keine leichte Aufgabe. Denn vor noch gar nicht so langer Zeit, war der Konzern finanziell schwer angeschlagen und gezwungen seine hochprofitable Aufzugssparte zu verkaufen. Das Unternehmen hofft daher bei seinen Wasserstoff-Investitionen auf eine finanzielle Beteiligung der Bundesregierung.

Die Produktion des grünen Stahls ist tendenziell teurer

Tatsächlich existieren bereits entsprechende Pläne, die aktuell allerdings noch von der EU-Kommission geprüft werden. Grundsätzlich dürfte die Politik aber kein Interesse daran haben, die heimischen Stahlproduzenten im Regen stehen zu lassen. Denn wenn die Produktion dann ins außereuropäische Ausland abwandert, ist für das Klima nicht viel gewonnen. Auch mit der finanziellen Unterstützung stehen die Unternehmen zudem vor Herausforderungen. Denn bei den neu installierten Anlagen sind auch die laufenden Kosten höher als bei den bisherigen Hochöfen. Es muss also gelingen, bei den Kunden höhere Preise für den grünen Stahl durchzusetzen. Aktuell übersteigt die Nachfrage nach grünem Wasserstoff zudem noch stark das Angebot. Dies allerdings ist speziell für ThyssenKrupp keine so ganz schlechte Nachricht. Denn das Unternehmen gehört zu den Technologieführern beim Bau von Elektrolyseuren, die mithilfe von Strom Wasser in Sauerstoff und grünen Wasserstoff aufspalten.


Via: Handelsblatt

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