Vor mehr als einem Jahr sorgte eine Show im koreanischen Fernsehen weltweit für Aufsehen. Dort simulierte ein Computerprogramm das Aussehen und die Bewegungen eines verstorbenen Kindes. Mit einem VR-Headset und berührungsempfindlichen Handschuhen ausgestattet, konnte die Mutter dann Kontakt zur digitalen Kopie ihrer Tochter aufnehmen. Dies half ihr eigenen Angaben zufolge, Abschied zu nehmen. Ethik-Experten betrachteten die Aktion allerdings mit einer gewissen Skepsis. Nun hat der kanadischer Autor Joshua Barbeau auf eigene Faust ein ähnliches Projekt umgesetzt: Er entwickelte einen Chatbot, mit dessen Hilfe er mit seiner vor acht Jahren verstorbenen Freundin chatten konnte. Die Besonderheit: Er investierte dafür lediglich fünf Dollar und setzte vor allem auf künstliche Intelligenz auf Open-Source-Basis. Die genutzte Technologie wiederum wird unter anderem von Elon Musk und Microsoft finanziert.


Die KI-Software imitierte Inhalt und Sprache der Verstorbenen

Konkret geht es um die Sprachsoftware GPT-3. Diese wurde von der Entwicklungsfirma OpenAI entwickelt. Die breite Öffentlichkeit kann aus Sicherheitsgründen allerdings nur eine Betaversion nutzen. Barbeau allerdings entschied sich, das volle Potenzial des Programms auszunutzen. Er fütterte dazu die dahinter stehende künstliche Intelligenz mit alten Nachrichten und Facebook-Posts seiner verstorbenen Freundin. Die Software bietet zudem ein spezielles Interface an, sodass sich relativ einfach ein Chatbot einrichten lässt. Die Besonderheit: Die Software imitierte Inhalte und Schreibstil der verstorbenen Freundin und ging auch auf konkrete Fragen ein. Das Ergebnis scheint es Barbeu durchaus angetan zu haben. So chattete er gleich beim ersten Mal rund zehn Stunden mit der digitalen Imitation seiner verstorbenen Freundin. Außerdem führte er die Kommunikation noch über einige Monate fort, wenn auch mit kürzeren Dialogen und einigen Abständen.


Die neue Technologe bringt auch Gefahren mit sich

Seine Erfahrungen teilte der Autor nun mit der Öffentlichkeit und den Entwicklern hinter der GPT-3-Software. Dabei berichtete Barbeu zwar einerseits, ihm sei stets bewusst gewesen, dass er mit einem Bot und nicht wirklich seiner Freundin gechattet habe. Gleichzeitig betont er aber auch, dass man hier zwischen rationalem Denken und emotionalen Erfahrungen unterscheiden müsse. Letztlich habe ihm die Kommunikation mit dem Chatbot aber geholfen, seine Trauer zu verarbeiten. Er sieht in der Technologie daher durchaus das Potenzial, Trauernden zu helfen. Jason Rohrer, der das Interface auf Basis von GPT-3 entwickelt hat, zeigte sich ebenfalls gerührt von dem Bericht. Er verweist allerdings auch auf möglicherweise bedenkliche Anwendungen, die auf einer ähnlichen Basis entwickelt werden könnten – etwa um trauernde Personen auszunehmen. Eine gewisse Vorsicht scheint also geboten zu sein.

Via: Business Insider

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