Denjenigen, die die Diskussionen rund um die schädigende Wirkung sogenannter „Ozonkiller“ auf die schützende Ozonschicht in unserer Atmosphäre noch in Erinnerung habe, dürfte auch das Montreal-Protokoll etwas sagen. Mit diesem wurde 1987 der Ausstoß ozonzerstörender Treibhausgase wie etwa Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) verboten. Seitdem kann eine klare Erholung der Ozonschicht festgestellt werden. Durch diese Maßnahme wurde offenbar nicht nur die Ozonschicht gerettet, sondern dem Planeten wurde auch eine zusätzliche Erwärmung von 2,5 Grad erspart, wie aktuelle Forschungsergebnisse nahelegen.


FCKW wirken sich auch aufs Klima aus

FCKW sind häufig relativ langlebig, weshalb die Erholung der Ozonschicht nur langsam erholt. Allerdings ist ebenso klar, dass es ohne das Verbot noch viel schlimmer gekommen wäre: Das Ozonloch über der Arktis wäre so keine Ausnahme, sondern mehr die Regel, und in Mitteleuropa wäre die UV-Belastung etwa 15 Prozent höher. Doch mit dem Verbot von ozonschädigenden Treibhausgasen wurde nicht nur die Ozonschicht gerettet, sondern auch das Weltklima positiv beeinflusst. Und zwar durch zweierlei Effekte. Zum einen sind FCKW nicht nur ozonschädigend, sondern auch hochpotente Klimagase. Ihr Treibhauseffekt ist etwa um den Faktor Tausend stärker als der von CO2. Wäre die Emission dieser Gase ungehindert fortgesetzt worden, wäre die globale Durchschnittstemperatur zwischen 1955 und 2005 zusätzlich um 0,2 Grad gestiegen.


Der zweite Effekt ist eher indirekt: Eine durch eine dünnere Ozonschicht verursachte stärkere UV-Belastung schadet auch der Pflanzenwelt. „Experimentelle Daten deuten darauf hin, dass ein unkontrollierter Ozonschwund und ein Anstieg der UV-B-Strahlung eine substanziell negative Wirkung auf das Pflanzenwachstum haben“, so ein Team rund um Paul Young von der Lancaster University. Die Folge wäre eine verminderte CO2-Aufnahme durch die Pflanzenwelt. Die Forscher haben in Modellsituationen untersucht, wie das Weltklima aussähe, wenn es das Montreal-Protokoll nicht gegeben hätte.

Mehr FCKW führt zu weniger CO2-Aufnahme

In einem Kontrollszenario setzten die Forscher ein FCKW-Verbot und einen Klimawandel voraus, der bis 2100 eine Erwärmung der Erde um etwa drei Grad zur Folge hätte. Ein weiteres Szenario ging von gleichen Klimabedingungen und einem kontinuierlichen FCKW-Ausstoß aus, der sich um etwa 3 Prozent pro Jahr erhöhte. Außerdem setzten die Forscher drei Prozent weniger CO2-Aufnahme durch die Vegetation pro zehn Prozent mehr UV-Belastung aus.

Der ungebremste FCKW-Ausstoß hatte in dem Modell deutliche Folgen für die Ozonschicht. Bereits in den 2040er Jahren kam es in der Modellrechnung zu einem globalen Kollaps der Ozonschicht. Bis 2100 wären in unseren Breiten fast drei Viertel der Ozonschicht ausgedünnt, in den Tropen wären es noch 60 Prozent.

Diese Entwicklung hätte sich auch massiv auf die Pflanzenwelt ausgewirkt. Die UV-Schäden würden dazu führen, dass die Vegetation bis 2100 global etwa 580 Milliarden Tonnen Kohlenstoff weniger gebunden. Bis zum Ende des Jahrhunderts würde das bedeuten, dass die CO2-Werte um 165 bis 215 parts per million (ppm) höher lägen als im Kontrollszenario, was einem Anstieg um etwa 30 Prozent bedeutet.

Ozonschutz ist auch Klimaschutz

Auch der Klimawandel wäre durch das fehlende FCKW-Verbot beeinflusst worden. Der verringerte Puffereffekt der Vegetation hätte eine Erwärmung um 0,8 Grad zur Folge. Weitere 1,7 Grad würden auf die Treibhausgaswirkung der FCKW entfallen. Allein der fortlaufende Ausstoß von FCKW hätte also bis 2100 eine zusätzlich Erderwärmung um 2,5 Grad zur Folge gehabt – zusätzlich zu der Erderwärmung, die wir aktuell durch den Ausstoß von CO2 verursachen.

Im Klartext bedeutet das: Die ambitionierten Klimaziele des Pariser Protokolls wären bereits jetzt völlig unerreichbar, wenn im Montreal-Protokoll nicht schon 1987 der Ausstoß von FCKW verboten worden wäre. Möglicherweise hätten wir den Wert von 1,5 bis 2 Grad über der Durchschnittstemperatur vor der industriellen Revolution jetzt schon erreicht. Ozonschutz ist also auch Klimaschutz. „Natürlich hoffen wir, dass es zu unserem schlimmsten Szenario niemals gekommen wäre, aber es erinnert uns noch einmal daran, wie wichtig es ist, die irdische Ozonschicht zu schützen“, so Young.

via Lancaster University

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