Der ungestüme Wildbach Nant de Drance in den Walliser Alpen im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Frankreich trägt jetzt dazu bei, dass die Schweiz, möglicherweise auch die Europäische Union, die Energiewende schafft. Anders als bisher, als er ungenutzt in die Tiefe stürzte, hat er jetzt eine riesige Mulde gefüllt, die als Obersee des neuen Pumpspeicherkraftwerks dient. Der natürliche Untersee Émosson liegt 1000 Meter tiefer. Die Anlage liegt bei einer Leistung von 900 Megawatt in der Schweiz auf Platz zwei hinter dem 2016 von der Axpo-Gruppe, dem größten Kraftwerksbetreiber in Baden im Schweizer Kanton Aargau, in Betrieb genommenen Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern (1000 Megawatt). 


Bild: Alpiq Holding AG

Ausgleich von Schwankungen im Stromnetz

Die Schweiz betreibt insgesamt 15 Anlagen dieser Art, gewissermaßen Batterien mit Wasserantrieb. Sie sind nötig, um die Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, die durch das Vorrücken von Wind- und Solarkraftwerken immer stärker zu werden drohen. Mal wird zu wenig Strom ins Netz eingespeist, weil Nacht ist und/oder Flaute herrscht, mal ist es zu viel, etwa an windigen Sonnentagen.

Bis zu 20 Stunden Vollast

Bei Strommangel stürzt das Wasser aus dem Obersee durch zwei Druckrohre mit einem Durchmesser von jeweils sieben Metern zu Tal. In einer fabrikhallengroßen Kaverne, die in den Fels gesprengt worden sind, stehen sechs Francis-Turbinen, die die Energie des Wassers in Rotation umsetzen, um einen 300 Tonnen schweren Generator in Gan zu setzen. Das Wasser im Obersee reicht aus, um diesen 20 Sunden lang mit Volllast laufen zu lassen. Er erzeugt dann 20.000 Megawattstunden, so viel, wie 5000 Haushalte im Jahr verbrauchen.


YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Netzstabilität ist in Gefahr

Produzieren Wind und Sonne zu viel Strom schalten die Turbinen auf Pumpbetrieb um. Sie transportieren das Wasser zurück in den Obersee, damit es bei Strommangel erneut genutzt werden kann. Nant de Drance soll pro Jahr 2,5 Milliarden Kilowattstunden ins Netz einspeisen.

„Je mehr Strom aus Sonne und Wind gewonnen wird, desto schwieriger wird es, Netzstabilität zu gewährleisten“, sagt Pascal Radü, Chef der zum US-Unternehmen General Electric gehörenden GE Hydro Solutions, das die Anlage in der Schweiz errichtet hat. „Pumpspeicherkraftwerke können diese Fluktuationen ausgleichen.“

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.