Die Prognose lautete fünf Jahre: So lange sollte die Computer-Gehirn-Schnittstelle im Kopf von Nathan Copeland halten. Der menschliche Körper mag keine integrierte Elektronik und arbeitet permanent dagegen an, doch nach sieben Jahren und drei Monaten funktioniert Copelands »Anschluss« trotzdem noch. Er ist von der Brust abwärts gelähmt und kann per Gedankenkraft Computerspiele spielen sowie einen Roboterarm steuern. Der 36-Jährige bezeichnet sich deshalb selbst als »Cyborg«.


Kabel am Kopf: Nathan Copeland ist ein „Cyborg“

Seit 2004 gelähmt, seit 2014 ein »Cyborg«

2004 war ein Schicksalsjahr für Nathan Copeland. Bei einem schweren Autounfall erlitt er so schwere Verletzungen, dass eine Querschnittslähmung zurückblieb. So schlimm das auch für ihn war, es eröffnete ihm auch eine Möglichkeit, die beileibe nicht jeder hat: Er erhielt 2014 im Rahmen einer Studie an der University of Pittsburgh spezielle Gehirnimplantate, die ihm Zugriff auf verschiedene elektronische Geräte gewährten. Menschen mit schweren Rückenmarksverletzungen sollen mit dieser neuartigen Technikeinen Teil ihrer Fähigkeiten zurückerhalten. Dafür musste er sich einer Gehirnoperation unterziehen, doch das schreckte ihn nicht.

»Ich gehe einfach mit dem Flow«

Heute sagt Copeland: »Ich bin superentspannt, ich gehe einfach mit dem Flow.« Er würde die Operation jederzeit wieder machen lassen und sorgt sich auch nicht, dass die Geräte bald schon aufgeben könnten. Die Leistung hat bereits nachgelassen, doch sind neue Implantate in Entwicklung, die bis zu 30 Jahre halten könnten. Er selbst hat vier winzige Schnittstellen im Gehirn – und lebt schon länger mit diesen Geräten als jeder andere Mensch. Zwei der »Utah Arrays« sitzen in dem Hirnareal, das für die motorischen Funktionen zuständig ist, zwei andere haben Zugang zum Tastsinn. Ein leitfähiges Material, das die haarbürstenartigen Implantate umgibt, gibt die neuronalen Signale weiter. Sie werden in digitale Befehle verwandt und können auf diese Weise beispielsweise Prothesen steuern.


Allerdings benötigt der Mann dafür einen Anschluss am Kopf, der verkabelt wird. Das wirkt in der Tat seltsam surreal, wie in einer Cyborg-Story. Copeland verspürt weder Nebenwirkungen noch gab es irgendwelche Komplikationen. Als gelähmter Mensch genießt er sichtlich, mit seiner Umwelt in verstärktem Maß interagieren zu können. Wie lange das noch gutgeht, weiß niemand.

Quelle: derstandard.at

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