In den letzten Jahren wurde in Deutschland verstärkt über den Kohleausstieg diskutiert. Nach langem Streit wurde sich dann zunächst auf das Jahr 2038 geeinigt. Dies erschien nicht besonders ambitioniert. Immerhin haben Frankreich und Großbritannien sich deutlich ambitioniertere Ziele gesetzt. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wurde daher vereinbart, die Möglichkeit eines früheren Ausstiegs zu prüfen. Inzwischen hat sich die Lage aber zumindest kurzfristig wieder geändert. Denn durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist Erdgas knapp und teuer geworden. Gleichzeitig ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch nicht so weit fortgeschritten wie dies wünschenswert wäre. Dies könnte insbesondere im Winter zum Problem werden. Denn dann wird das Gas nicht nur für die Stromproduktion, sondern auch für die Wärmeversorgung benötigt. Andere Energieträger müssen daher in die Bresche springen.


Bild: Decumanus at English Wikipedia. [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

Die 12 Kohlekraftwerke kommen auf eine Leistung von rund 7 GW

Dies gilt zum einen für die Atomkraft. Hier musste der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck die Abschaltung der letzten deutschen Meiler verschieben. Bei Kohlekraftwerken hatte der Ausstiegsprozess ebenfalls schon begonnen. Hier sollten die Kapazitäten nach und nach reduziert werden. Allerdings wurden die Kraftwerke auch nicht von jetzt auf gleich abgerissen. Stattdessen wanderten sie in die sogenannte Netzreserve oder die Sicherheitsbereitschaft. Die Kraftwerke wurden also vorübergehend vom Netz genommen, standen aber weiterhin für Notfälle oder zur Sicherung der Netzstabilität zur Verfügung. Dies wird sich nun ändern. Denn insgesamt zwölf Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von knapp sieben Gigawatt werden seit Oktober wieder in den regulären Betrieb integriert. Dadurch soll vor allem der Einsatz von Gaskraftwerken reduziert werden, so dass der wertvolle Rohstoff für die Wärmeerzeugung genutzt werden kann. Für das Klima ist dies allerdings keine gute Nachricht.

Die Klimabilanz der Stromversorgung verschlechtert sich

Denn Kohlekraftwerke verursachen deutlich mehr Klimaemissionen als Gaskraftwerke. Tatsächlich haben etwa die Vereinigten Staaten ihre Klimabilanz in der Energieversorgung selbst unter der Trump-Regierung verbessert, obwohl diese den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv zurückschraubte. Stattdessen wurden aber Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt, was zumindest kurzfristig die Emissionen ebenfalls reduzierte. Umgekehrt gilt damit aber eben auch: Gaskraftwerke durch Kohlekraftwerke zu ersetzen, verschlechtert die Klimabilanz massiv. Trotzdem hat die Bundesregierung aktuell keine andere Wahl. Denn die europäische Stromversorgung ist in Gefahr. So produzieren Frankreichs Atomkraftwerke aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten und der anhaltenden Hitze deutlich weniger Strom als geplant. Deutschland muss daher deutlich mehr Strom in das Nachbarland exportieren als in der Vergangenheit. Im Gegenzug hat Frankreich zuletzt allerdings mehr Gas nach Deutschland geliefert.


Via: Handelsblatt

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