Der wichtigste Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel ist die Vermeidung von CO2-Emissionen. Unglücklicherweise ist die Menschheit damit aber etwas spät dran. Denn neueste Daten der Weltwetterorganisation WMO haben ergeben, dass schon in fünf Jahren die kritische Schwelle von 1,5 Grad Temperaturanstieg erreicht sein könnte. Dann drohen sich selbst verstärkende Effekte, die den Klimawandel immer weiter vorantreiben. In den letzten Jahren sind daher die sogenannten negativen Emissionen verstärkt in den Fokus gerückt. Dabei geht es darum, CO2 aus der Atmosphäre zurückzuholen und dauerhaft zu speichern. Möglich ist dies etwa durch das Pflanzen von Bäumen. Denn diese nehmen während ihres Wachstums CO2 auf. Groß angelegte Aufforstungsprojekte leisten daher immer auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig gehen aber noch immer jedes Jahr gigantische Flächen an Regenwald verloren. Bäume zu pflanzen alleine scheint kurzfristig also keine Lösung zu sein. Industrielle Methoden, um CO2 aus der Luft zu filtern und zu speichern werden unter anderem in der Schweiz und in Island erprobt.


Bild: Oceannets

Die Versauerung der Weltmeere soll zurückgedreht werden

Die dort genutzten Verfahren sind allerdings sehr teuer und lassen sich teilweise nicht beliebig skalieren. Das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat daher ein Projekt namens „Ocean-based Negative Emission Technologies“ gestartet. Die Idee: Das CO2 soll auf natürliche Art und Weise in den gigantischen Weiten des Ozeans gespeichert werden. Theoretisch geschieht dies auch auf natürliche Art und Weise. Doch die großen Mengen an CO2 haben zu einer Versauerung der Ozeane geführt. Der PH-Wert des Meerwassers ist also gesunken. Dadurch wiederum nehmen die Weltmeere weniger Klimagas auf als in der Vergangenheit. Die Idee der Forscher besteht nun darin, diesen Prozess durch einen gezielten Eingriff wieder umzukehren. Oder anders ausgedrückt: Der PH-Wert soll wieder erhöht werden – es fände also eine Alkalisierung statt. Theoretisch wäre dies recht leicht machbar: Man müsste lediglich große Mengen an Gesteinsmehl in die Ozeane kippen. Pro zusätzlich gespeicherter Tonne CO2 würden dabei zwischen 1,5 und 3 Kilogramm Gesteinsmehl benötigt. Den Rohstoff könnte man zudem umweltschonend in Chemiefabriken herstellen.

Noch werden mindestens zehn Jahre Forschungsarbeit benötigt

Der große Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass eine solche Maßnahme nur einmal durchgeführt werden müsste. Anschließend würde der gewünschte Effekt für mehrere hunderttausend Jahre anhalten. Vor der Küste der norwegischen Stadt Bergen haben die Forscher den Ansatz nun zumindest einmal im Kleinen erprobt. So versetzten sie Wasser in unterirdischen Behältern entweder mit Silikat oder Kalk. Auf den ersten Blick scheinen sich dabei die Erwartungen zu erfüllen. Doch die Wissenschaftler warnen auch vor zu viel Euphorie: Um alle benötigten Daten und Erkenntnisse zu sammeln, benötigen sie eigenen Angaben zufolge noch mindestens zehn Jahre an Forschungsarbeit. Denn auch wenn die Idee auf den ersten Blick simpel klingt, bringt sie doch einige Fallstricke mit sich. So verändert sich durch einen solchen Eingriff die Meerwasserchemie. Dies kann fatale und unerwartete Auswirkungen auf das Ökosystem haben. Diese ließen sich wohl nur durch detaillierte Vorgaben und Grenzwerte unter Kontrolle halten. Dafür wiederum werden aber wissenschaftliche Daten benötigt, die nun gesammelt werden.


Via: Oceannets

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