Experten verbinden große Hoffnungen mit der Entwicklung von Quantencomputern. Theoretisch sind diese in der Lage, riesige Datenmengen zu verarbeiten und selbst komplexe Berechnungen extrem schnell durchzuführen. Dies könnte beispielsweise zu besseren Klimamodellen führen. Grundsätzlich sind die Einsatzmöglichkeiten aber extrem vielseitig. Für europäische Firmen ist dies nicht zwingend eine gute Nachricht. Denn die Entwicklung von Quantencomputern vollzieht sich bisher weitgehend in den Vereinigten Staaten und in China. Ein Projekt in Jülich namens Open Super Q will nun allerdings eigenständige Expertise aufbauen. Dahinter verbergen sich europäische Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Startups. Gemeinsam wollen sie noch in diesem Jahr die erste Ausbaustufe eines Quantencomputers vollenden. Errichtet werden soll der Rechner im nordrhein-westfälischen Jülich. Die Besonderheit zudem: Es sollen keine Komponenten von US-Unternehmen verwendet werden. Es handelt sich also wirklich um einen europäischen Quantencomputer.


Die Zahl der Qbits ist noch vergleichsweise gering

Über eine Cloud können dann verschiedene Firmen auf die Rechenleistung zugreifen. Zu den ersten Kunden gehören so bekannte Namen wie Bosch oder Astra-Zeneca. Allerdings werden in Sachen Leistungsfähigkeit zu Beginn noch keine Wunderdinge zu erwarten sein. So kommt die erste Ausbaustufe auf sieben Qbits. Später wird die Zahl dann zunächst auf siebzehn und dann auf fünfzig erhöht. Im internationalen Vergleich ist dies kein Rekordwert: IBM arbeitet aktuell an einem Quantencomputer mit 120 Qbits. Hinter der Abkürzung Qbit verbirgt sich die kleinste Recheneinheit eines Quantencomputers. Die Besonderheit besteht darin, dass diese nicht in der binären Ordnung gefangen sind. Sie können also nicht nur den Zustand 1 oder 0 annehmen, sondern gewissermaßen beide gleichzeitig. Dies wiederum führt dazu, dass Berechnungen nicht zwingend nacheinander durchgeführt werden müssen, sondern auch simultan erfolgen können. Damit erklärt sich auch das gewaltige Potenzial der neuen Technologie.


Die Technologie muss noch weiter entwickelt werden

Der geplante Quantencomputer in Jülich wird allerdings in Sachen Leistungsfähigkeit noch deutlich hinter den konventionellen Supercomputern liegen. Darum geht es den Projektpartnern aber auch gar nicht. Sie wollen vor allem die verwendeten Komponenten und Materialien testen und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Denn Experten gehen davon aus, dass man hier noch keine optimalen Lösungen gefunden hat. Außerdem können die beteiligten Unternehmen so schon in einer sehr frühen Phase neue Anwendungsszenarien entwickeln und zumindest im kleinen Rahmen testen. Insgesamt werden für den Bau des ersten europäischen Quantencomputers Ausgaben von vierzig Millionen Euro veranschlagt. Das Geld stammt teilweise von der „Quantum Flagship“-Initiative der Europäischen Union. Einen nicht unerheblichen Teil hat aber auch die bekannte schwedische Industriellenfamilie Wallenberg beigesteuert. Parallel zu dem Projekt in Jülich hat die Bundesregierung zudem kürzlich die „Roadmap Quantencomputing“ vorgestellt und dafür zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Via: Handelsblatt

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