Wenn Fahrzeuge mit Blaulicht unterwegs sind, geht es oft um Leben und Tod. Und obwohl Einsatzfahrzeuge sowohl mit Sonder- als auch mit Wegerechten ausgestattet sind, kommt es an Ampeln häufig zu Behinderungen. Die Gründe sind vielfältig und reichen von wenig Platz für ausweichende Autofahrer bis hin zu unkooperativen Verkehrsteilnehmern. In Braunschweig wird daher eine smarte Ampelsteuerung erprobt, die durch eine „grüne Welle“ für freie Fahrt für Einsatzfahrzeuge sorgen soll.


Grüne Ampeln für Retter

Das Projekt läuft unter dem Namen „Sirene“ und steht unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das die smarte Ampelsteuerung mit Anwendern und Partnern aus Industrie und Forschung entwickelt und auch erprobt hat. Neben der Garantie einer „grünen Welle“ arbeiten die Projektbeteiligten auch an einem smarten Navigationssystem, das kurzfristige Verkehrsänderungen in die Routenplanung mit einbeziehen kann. Das Projekt Sirene wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen der Innovationsinitiative mFund mit 2,57 Millionen Euro gefördert.


Das Projekt lief von 2017 bis 2020, und nun hat das DLR erste Ergebnisse vorgestellt. „ Man sitzt im Auto, sieht Blaulicht, hört das Martinshorn und fragt sich, wo soll ich am besten hin? Anstatt den ganzen Verkehr anzuhalten, können wir mit Hilfe der Sirene-Technologie punktgenau und richtungsbezogen priorisieren„, so Projektleiter Sten Ruppe vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik über das Projekt.

Neben der grünen Welle schaltet das System die Ampeln rot, die nötig sind, um für freie Fahrt für die Einsatzkräfte zu sorgen. Das System kann so einzelne Richtungsfahrspuren sperren und lässt den Verkehr auf anderen Spuren, die die Route der Einsatzkräfte nicht beeinflussen, ungestört weiterfahren. Das hilft nicht nur den Fahrern der Einsatzfahrzeuge, sondern verhindert auch Staus.

Pilotprojekt in Braunschweig

Das Projekt Sirene wurde an insgesamt 16 Kreuzungen in Braunschweig getestet. Insbesondere im Fall von hochfrequentierten Kreuzungen zeigten die Retter sich von der Lösung überzeugt. Im Rahmen des Tests wurden drei Feuerwehrfahrzeuge und ein Rettungswagen mit dem System ausgestattet. Auf technischer Seite gehört dazu neben LTE-Mobilfunk Car2X-Kommunikation, die es ermöglicht, dass Fahrzeuge Informationen untereinander oder mit der Verkehrsinfrastruktur austauschen.

Mit Hilfe des Systems können die Einsatzkräfte Einfluss auf den Verkehr nehmen, bevor sie eine Kreuzung erreichen. Das Sirene-System ist im Probesystem außerdem mit dem Verkehrsleitrechner der Stadt Braunschweig sowie dem Einsatzleitsystem der Feuerwehr und mit den Ampeln verbunden. Im Falle einer Alarmmeldung wird die Route vollautomatisch berechnet und bereits beim Einsteigen auf einem Bildschirm angezeigt.

Dezentral vs. Car2X

Während der Testphase wurden mehrere Verfahren zur Ampelsteuerung erprobt. Zum einen lief sie über den Verkehrsleitrechner der Stadt, bei dem die Einsatzfahrzeuge über das System angemeldet wurde. Beim Verlassen der Wache schaltet Sirene die betroffenen Ampelanlagen über den Verkehrsleitrechner und priorisiert die Route der Retter. Im Rahmen der zweiten Option wurden die Fahrzeuge beim Annähern an eine Kreuzung dezentral angemeldet, und zwar über eine vom DLR programmierte Car2X-Lösung. Das System entscheidet dann je nach Situation über die jeweiligen Vorrechte. Nach dem Überqueren der Kreuzung wurde die priorisierte Ampelschaltung wieder aufgehoben.

Letztere Lösung verhindert natürlich längere Wartezeiten für andere Verkehrsteilnehmer, ist aber von einer kontinuierlichen und exakten Positionsmeldungen der einzelnen Fahrzeuge abhängig. Ob das Verfahren in größerem Maßstab eingesetzt werden soll, soll noch entscheiden werden.

via DLR

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