Tuberkulose gilt als gefährlichste Infektionskrankheit der Welt. Noch immer sterben jährlich rund 1,5 Millionen Menschen an der Krankheit – und damit mehr als an Malaria und Aids zusammen. Dabei lässt sich Tuberkulose mithilfe von Antibiotika eigentlich sehr gut behandeln. In Deutschland ist die Zahl der Todesfälle daher auch stark zurückgegangen und liegt im sehr niedrigen dreistelligen Bereich pro Jahr. Anders sieht die Lage in vielen Entwicklungsländern aus. Dort wird die Krankheit oft nicht rechtzeitig diagnostiziert, was zahlreiche Menschenleben kosten. Begründet liegt dies auch in der Tatsache, dass der Nachweis des Erregers vergleichsweise kompliziert und teuer ist. In Tansania, Mosambik und Äthiopien setzt eine Hilfsorganisation daher auf tierische Hilfe: Speziell trainierte Riesenhamsterratten beschnüffeln dort die Proben und erkennen den Krankheitserreger.


Elektronenmikroskopische Aufnahme der Tuberkelbakterien Bild: Gemeinfrei

Bis zu 100 Proben in 20 Minuten

Dass die Tiere sehr feine Nasen haben ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Einige Bekanntheit erlangte beispielsweise die Nichtregierungsorganisation Apopo, die seit den 1990er Jahren Ratten nutzt, um Landminen aufzuspüren. Später kam dann die Idee hinzu, die Tiere auch zur Analyse von medizinischen Proben zu verwenden. Bei der Tuberkulose funktioniert dies besonders gut. Die Nager laufen dabei über eine Platte mit verschiedenen kleinen Löchern, in denen sich ausgehusteter Schleim der Patienten befindet. Fangen sie vor einem Loch an mit den Pfoten zu kratzen, handelt es sich um eine positive Probe. Mit dieser Methode können deutlich schneller Ergebnisse erzielt werden als bei der Analyse in einem klassischen Labor. So kann eine Ratte in zwanzig Minuten bis zu einhundert Proben abarbeiten.

Selbst zuvor unentdeckte Fälle werden aufgespürt

Im Labor würde die Analyse hingegen rund vier Tage dauern. Letztlich kann durch den Einsatz der Tiere also mehr Menschen zu geringeren Kosten geholfen werden. Außerdem sind die Nasen der Ratten so fein, dass sie schon kleinste Bakterienkonzentrationen erfassen können, die selbst unter dem Mikroskop nur schwer zu sehen sind. Dies kann beispielsweise bei HIV–Kranken von entscheidender Bedeutung sein. Denn deren Immunsystem ist teilweise so geschwächt, dass schon wenige entsprechende Bakterien die Tuberkulose auslösen können. Schätzungen gehen davon aus, dass die Ratten in den letzten Jahren rund 15.000 Fälle aufgedeckt haben, die sonst unentdeckt geblieben wären. In diesen Fällen konnte jeweils frühzeitig mit der Behandlung begonnen werden, was die Überlebenschancen massiv verbessert.


Via: Der Spiegel

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