Ein kugelförmiger Roboter, der sich durch Verlagerung seiner inneren Masse bewegt, eröffnet neue Optionen für den Einsatz in unwegsamem Gelände und unter wechselnden Bedingungen. Das an der Texas A&M University weiterentwickelte Konzept greift Ideen aus der Raumfahrtforschung auf und führt sie in belastbare Prototypen über. Auffällig ist die geschlossene Hülle ohne anfällige Außenstrukturen, kombiniert mit einer Antriebslogik im Inneren. Damit entsteht ein System ohne Oben oder Unten, das typische Kippmomente vermeidet. Ziel der Arbeiten ist es, die Leistungsfähigkeit solcher Plattformen vom Strand bis zu mondähnlichen Schuttfeldern zu prüfen. Bild: Texas A&M Pendelmechanismus treibt den Roboter voran Im Zentrum steht ein Pendelmechanismus, der innerhalb einer robusten Kugelhülle arbeitet. Durch Verlagerung der Masse und präzise Aktuierung wird Drehmoment erzeugt, das die Hülle ins Rollen bringt und Richtungsänderungen erlaubt. Die Form schützt Elektronik und Sensorik vor Staub, Spritzwasser und Stößen. Zwei Prototypen unterscheiden sich durch ihre Größe und Nutzlastkapazität: Eine kompakte Version testet Dynamik und Stabilität auf Gras, Kies und Sand sowie im Wasser. Die größere Ausführung ist auf reale Einsätze ausgelegt und trägt Sensoren für Probennahme oder Vermessung. Eine variable Außenhülle, die sich aufpumpen oder entlüften lässt, optimiert Traktion und reduziert Verschleiß. So entsteht ein System, das Übergänge zwischen Medien besser meistert als viele rad- oder beinbasierte Plattformen. Tests zeigen stabile Bewegungen auf unterschiedlichen Untergründen und Geschwindigkeiten, die über denen früherer Kugelroboter liegen. Entscheidend ist die Abstimmung von Schwerpunkt, Reibwert und Ansteuerung der inneren Massen. Für die Navigation werden kamerabasierte Verfahren mit inertialen Messungen kombiniert. Erste Feldversuche dienen dazu, Modelle mit Daten abzugleichen und die Regelung robuster zu machen. Neue Wege in der Robotik Besonders deutlich wird der Nutzen an Grenzflächen wie dem Übergang von Wasser zu Sand, wo konventionelle Fahrwerke versagen. „Diese Robotik kann aus dem Wasser auf den Sand rollen, ohne sich um die Orientierung zu kümmern. Sie geht dorthin, wo andere Roboter nicht hinkommen“, erklärt ein Mitglied des Teams. Gleichzeitig zeigt die geschlossene Hülle auch Nachteile: Wartung und Integration sind aufwendig, da jede Öffnung die Struktur schwächen würde. Ein Entwickler beschrieb Eingriffe als „offene-Herz-Operation an einer rollenden Kugel“. Soft- und Hybridhüllen dieser Größe sind in der Fachliteratur kaum dokumentiert, sodass viele Parameter wie Materialwahl oder Sensorplatzierung experimentell bestimmt werden müssen. Die Orientierung stellt weitere Herausforderungen. Da die Hülle ständig rotiert, sind inertiale Sensoren stark gefordert. Sichtbasierte Verfahren liefern nur zeitweise Daten, weshalb Algorithmen zur Schlupfschätzung und Zustandserkennung entwickelt werden. Trotz dieser Hürden überraschen die Prototypen das Team immer wieder mit Fähigkeiten, die zunächst unmöglich schienen. „Wenn der Roboter etwas tut, das zuvor nicht möglich schien, wirkt es wie Magie“, kommentierte ein beteiligter Forscher. Möglicher Einsatz sogar auf dem Mond Die Anwendungsszenarien reichen von der Erkundung von Küsten und Dünen bis zur Kartierung nach Naturereignissen. Für den planetaren Einsatz bietet die Kugelform Vorteile: geringe Silhouettenfläche, einfache Geometrie und eine Hülle, die als Schutz gegen Staub und Mikrometeoriten dienen kann. In Kombination mehrerer Einheiten ließen sich verteilte Aufgaben umsetzen – von der Untersuchung steiler Kraterhänge bis zur Suche nach befahrbaren Routen. Ein Forscher formulierte es visionär: „Stellen Sie sich einen Schwarm dieser Kugeln nach einem Hurrikan oder auf der Mondoberfläche vor. Sie könnten Gelände erfassen und Daten zurückbringen, ohne Menschen zu gefährden.“ Nächste Schritte sind autonome Lokomotion, energieeffiziente Pfadplanung und robuste Kommunikation. Ebenso wichtig ist die Integration von Nutzlasten wie Bodenradar oder Spektroskopie, ohne die Dynamik der Kugel zu beeinträchtigen. Mit weiteren Feldversuchen soll geklärt werden, wo diese Plattform konventionellen Lösungen überlegen ist. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass kugelförmige Roboter ein vielseitiges Werkzeug für Exploration bilden können – vom Strand bis zum Mond. via Texas A&M Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter