Freundschaften sind Kraftspender, sie bieten uns Sicherheit und eine Garantie für menschliche Nähe. Doch nicht jeder kann dein Freund oder deine Freundin werden, die Wahl ist sogar ziemlich eng. Nach welchen Kriterien suchen wir unsere engsten Beziehungen aus? Und: Sind uns diese Faktoren überhaupt bewusst?


Die beste Freundin als Spiegelbild deiner Seele

Menschlicher Gleichklang bringt uns näher zusammen

Ähnlichkeit, das ist das Hauptmerkmal, das unsere Freundschaftssensoren zum Glühen bringt: Im Großen und Ganzen stellt diese Erkenntnis des Anthropologen Robin Dunbar von der Universität Oxford keine Überraschung dar. Er und sein Team gehören im Bereich der Freundschaftsforschung zu den internationalen Koryphäen. Suchen wir in unseren Freunden in Wirklichkeit unser eigenes Spiegelbild? Das kann durchaus sein, denn sie gleichen uns oft bezüglich Alter und gesellschaftlichem Status, aber auch in Sachen Humor, Freizeitgestaltung und Bildungsgrad. Die politischen Überzeugungen stimmen ebenfalls oft überein, und nicht selten auch die Religion. Die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und Vorstellungen scheint im engsten Freundeskreis nicht gefragt, eher zieht uns der Gleichklang an.

Enge Freunde sind selten und kosten Zeit

Mehr als 150 bis höchstens 180 »Freundschaften« schafft der Durchschnittsmensch nicht. Darunter sind sehr viele »äußere Freunde«, mit denen wir statistisch gesehen nicht mehr als 37 Sekunden pro Tag verbringen. Richtig enge Freundschaften leisten wir uns normalerweise nur im niedrigen einstelligen Bereich. Ihnen widmen wir sehr viel mehr Zeit: Dunbar fragte hierzu im Jahr 2013 die Telefondaten von Studenten und Studentinnen ab, um das zugrundeliegende Muster herauszufinden. Einige der Studienteilnehmer telefonierten 30 Mal pro Monat mit ihrem Lieblingskontakt und mit dem zweitbesten Freund »nur« 10 Mal. Andere hingegen verteilten die Zeit ungefähr gleichmäßig auf mehr als eine Person.


Selbst dann, wenn Freunde innerhalb der Freundschaftsschichten wechseln, bleiben die persönlichen Muster immer gleich. In der engeren Hülle steht wie in einem »Slot« stets gleich viel Zeit zur Verfügung, genau wie in den äußeren Sympathie-Gruppen. Auf dem ersten Blick erscheint es so, als seien Freunde beliebig austauschbar, doch das das ist ein Trugschluss: Das Spiegelbild deiner Seele findest du nicht auf dem Wühltisch, sondern es ist und bleibt ein kostbares Geschenk.

Quelle: deutschlandfunknova.de

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