Mobiltelefone, Elektroautos, Kopfhörer, Laptops, Windräder und sogar Lenkwaffen – stets werden in der Produktion sogenannte Seltene Erden benötigt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von 16 Metallen, die unter anderem starke katalytische Eigenschaften haben. Das Problem: Die Förderung der Seltenen Erden ist sehr gefährlich und bringt starke Belastungen für die Umwelt mit sich. Anfang des Jahrtausends hat sich daher eine Art Arbeitsteilung etabliert: In China, wo Löhne und Umweltschutzvorschriften niedrig waren, wurden die Metalle aus der Erde geholt. Anschließend verarbeiteten die Industriestaaten sie zu Hightech-Produkten. Doch genau dies könnte nun zum Problem werden. Denn China beherrscht inzwischen rund 90 Prozent des Weltmarkts für Seltene Erden. Im Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten könnte dies einen wichtigen Trumpf darstellen.


China könnte das Angebot auf dem Weltmarkt stark verknappen

Es dürfte daher auch kein Zufall gewesen sein, dass der mächtige Staats- und Parteichef Xi Jinping kürzlich die Firma JL MAG besuchte: Das Unternehmen gehört zu den größten Förderern von Seltenen Erden in China. Auch das Außenministerium und die staatliche Presse haben zuletzt auf die Möglichkeit hingewiesen, die Exporte des wertvollen Rohstoffs zu beschränken. Dies würde das Angebot auf dem Weltmarkt deutlich verknappen und zumindest für stark steigende Preise sorgen. Viele führende westliche Industrie-Unternehmen könnten dann vor Problemen stehen. Es wäre allerdings ein hausgemachtes Problem. Denn lange Jahre waren die USA der größte Exporteur Seltener Erden. Doch die US-Mine musste im Jahr 2002 schließen, weil die Metalle in China inzwischen deutlich günstiger zu bekommen waren. Der Abbau von Seltenen Erden ist allerdings auch keine einfache Angelegenheit.


Die Seltenen Erden sind überraschend oft im Boden zu finden

Denn die Erze müssen wiederholt in Säurelösungen gewaschen werden, um die gewünschten Metalle herauszulösen. Dabei fallen regelmäßig hochgiftige Abfälle an. Dennoch haben sich in den letzten Jahren einige Länder für einen Einstieg in das Geschäft interessiert. Dazu gehörten unter anderem Kanada, Südafrika und Kasachstan. Denn anders als es der Name suggeriert, sind die Seltenen Erden vergleichsweise oft im Boden zu finden. Sie müssen nur aufwändig abgebaut werden. Sollte China nun die Ausfuhr der Metalle deutlich reduzieren, könnte dies dazu führen, dass andere Länder den Abbau forcieren. Dies würde mittelfristig die Preise wieder sinken lassen. Diese Erfahrung jedenfalls musste das Erdölkartell der OPEC machen, als es versuchte, den Export von Öl als politische Waffe einzusetzen.

Via: NZZ

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.