Sogenannte „Booster“ gibt es nicht nur bei Impfungen, sondern auch bei Weltraum-Raketen. Hier handelt es sich um einzelne Raketenstufen, die beim Start für die nötige Beschleunigung sorgen und dann abgeworfen werden. Auf diese Weise können höhere Geschwindigkeiten und damit auch höhere Umlaufbahnen erreicht werden als mit einstufigen Raketen. Allerdings bringen die „Booster“ auch Nachteile mit sich. Denn durch sie erhöht sich das Transportgewicht und der Treibstoffverbrauch. Beides sorgt für höhere Kosten. Bisher konnte aus technischen Gründen aber nicht auf die zusätzliche Zündung verzichtet werden. Dies könnte sich zukünftig ändern. Zumindest wenn man auf die Pläne des US-Startups Spinlaunch vertraut. Denn deren Ingenieure haben eine riesige Zentrifuge entwickelt, in der ausreichend kinetische Energie aufgebaut werden soll, um die Rakete rund sechzig Kilometer weit ins All zu schleudern. Von dort an kann dann das Triebwerk der eigentlichen Trägerrakete für den Vortrieb sorgen.


Bild: Spinlaunch

Der Prototyp beweist die technische Realisierbarkeit

Das Unternehmen verspricht, dass auf diese Weise später einmal bis zu zweihundert Kilogramm an Fracht vergleichsweise günstig ins All transportiert werden können. Sobald sich allerdings auch menschliche Passagiere an Bord befinden, kann die Technik nicht mehr genutzt werden. In diesen Fällen muss auch weiterhin auf die klassischen Booster zurückgegriffen werden. In New Mexico hat Spinlaunch nun einen ersten Prototyp errichtet. Dieser ist rund fünfzig Meter hoch und soll in erster Linie dazu dienen, die aerodynamischen Grundannahmen hinter dem Konzept zu validieren. Dazu wurde eine Probefracht innerhalb der Zentrifuge auf rund 180 Umdrehungen pro Minute beschleunigt und anschließend mit Schallgeschwindigkeit ins All geschleudert. Dies reichte aus, um immerhin eine Höhe von rund drei Kilometern zu erreichen. In den nächsten sechs bis acht Monaten sind nun insgesamt dreißig weitere Startversuche geplant, bei denen die Technik weiter verfeinert und skaliert werden soll.

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Die Raketen müssen gewaltige Kräfte aushalten

Die finale Zentrifuge soll aktuellen Planungen zufolge dann ab dem Jahr 2024 einsatzbereit sein. Sie wird dann auf eine Höhe von 100 Metern kommen. Dadurch wird es möglich, die Fracht im Inneren auf eine Rotationsgeschwindigkeit von 8.000 Km/h zu beschleunigen. Um Beschädigungen zu vermeiden, findet dies in einem Vakuum statt. Zudem müssen die Raketen speziell konstruiert werden, um den gewaltigen Kräften standzuhalten. Gegründet wurde Spinlaunch bereits im Jahr 2014. Damals wurde die Idee zunächst mit einer gewissen Skepsis aufgenommen. In der Folgezeit erwarben sich die Gründer aber durchaus Respekt, weil sie kontinuierlich an der technischen Realisierbarkeit arbeiteten und auf spektakuläre PR-Aktionen verzichteten. Möglich wurde dies, weil Geldgeber insgesamt rund 110 Millionen Dollar in das Unternehmen pumpten. Zu den Investoren gehören unter anderem die Investmentsparten von Google und Airbus. Außerdem existiert bereits eine Kooperation mit dem US-Militär.

Via: Der Standard

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