Die Stadt Cottbus verfügt bereits über ein Fernwärmenetz. Gespeist wurde dieses lange Zeit vor allem durch die Abwärme von Kohlekraftwerken. Doch der fossile Energieträger, der die Region lange geprägt hat, ist ein Auslaufmodell. So wird das Kohlekraftwerk Jänschwalde spätestens im Jahr 2028 vom Netz gehen. Die Stadtwerke in Cottbus wiederum haben erst kürzlich ein neues Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Anstatt Kohle wird dort Gas verfeuert, um die nötige Wärme zu gewinnen. Doch auch dies dürfte nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine keine große Zukunft haben. In Cottbus setzt man daher zukünftig auf einen anderen innovativen Ansatz: Eine riesige Wärmepumpe in einem See soll mindestens fünfzig Prozent der benötigten Wärme erzeugen. Tatsächlich handelt es sich um ein künstliches Gewässer, das auf dem Gelände eines ehemaligen Tagebaus nach und nach angelegt wird. Innerhalb von drei Jahren soll der Ostsee sich über eine Fläche von neunzehn Quadratkilometern erstrecken.


Bild: Ralf Roletschek (Resolution restricted-by-sa or GFDL 1.2 <http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html>), via Wikimedia Commons

Wasser wird aus bis zu neun Metern Tiefe nach oben gepumpt

Dort sollen nun mindestens sechzig Millionen Euro investiert werden, um eine gigantische Wärmepumpe zu installieren. Dazu wird ein riesiges Rohr acht bis neun Meter tief in den See ragen und von unten Wasser nach oben befördern. Wie genau die Wärmepumpe dann aufgebaut ist, unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Im Prinzip funktionieren diese aber wie ein spiegelverkehrter Kühlschrank: Der Umgebung wird Wärme entzogen, um damit das Wasser zu heizen, das dann zu den einzelnen Haushalten befördert wird. Entscheidend ist dabei ein Dreiklang: Das Seewasser erwärmt ein Kältemittel. Dieser Effekt wird durch den Einsatz von vor Ort erzeugtem Solarstrom noch verstärkt. Dadurch wiederum wird das Heizwasser auf bis zu achtzig Grad erwärmt, während das Seewasser – nun etwas kälter als zuvor – wieder nach unten geleitet wird. Die drei Komponenten Seewasser, Kältemittel und Heizwasser kommen dabei nicht direkt miteinander in Kontakt. Diese Vorgehensweise ist deutlich effizienter als direkt mit dem Strom warmes Wasser zu erzeugen.

Auch in anderen Städten sind erste Projekte geplant

Ganz neu ist der Ansatz zudem nicht. In der Schweiz etwa wurde die erste Gewässer-Wärmepumpe schon im Jahr 1937 installiert. Inzwischen befinden sich entsprechende Anlagen auch im Vierwaldstättersee, dem Genfer See und dem St. Moritzer See. Auch in den Niederlanden wurden solche Projekte in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben. In Deutschland steht das Thema hingegen noch relativ weit am Anfang. Zumindest werden nun aber die ersten Konzepte entwickelt. Neben der Anlage in Cottbus sollen bis zum Jahr 2026 auch in Berlin, Stuttgart, Mannheim und Rosenheim Großwärmepumpen in Gewässern installiert werden. Die dabei gemachten Erfahrungen könnten dann helfen, ähnliche Projekte in ganz Deutschland zu verwirklichen. Ebenfalls hilfreich wäre eine Vereinfachung der Vorschriften. Denn bisher muss vor dem Bau die Genehmigung der Wasserbehörden eingeholt werden. Einheitliche und bundesweite Kriterien für die Beurteilung geplanter Anlagen gibt es aber nicht.


Via: Wiwo

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