Die deutsche Energiewende hat auch hierzulande den Bedarf an Stromspeichern erhöht. Mit am effizientesten und am besten erprobt sind sogenannte Pumpspeicherkraftwerke. Diese können an Talsperren eingerichtet werden. Steht mehr Strom zur Verfügung als aktuell benötigt wird, kann dort dann Wasser nach oben gepumpt werden. Wird wiederum zusätzlicher Strom im Netz benötigt, wird das Wasser einfach wieder abgelassen. Allerdings brauchen Pumpspeicherkraftwerke vergleichsweise viel Platz und können auch nur an geologisch geeigneten Stellen eingerichtet werden. In Deutschland ist das Ausbaupotential daher begrenzt. Abhilfe schaffen können allerdings Kooperationen mit dem Ausland. Ein Beispiel dafür ist die neue Seekabel-Stromverbindung namens Nordlink. Diese ist rund 600 Kilometer lang und stellt eine Verbindung zwischen dem deutschen und dem norwegischen Stromnetz her. Die deutschen Netzbetreiber erhalten dadurch virtuellen Zugriff auf die Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen.


Bild: Nightflyer, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons

An windreichen Tagen ist zu viel Ökostrom im deutschen Netz

Um die Transportverluste möglichst gering zu halten, erfolgt die Übertragung mit Gleichstrom. In Wilster in Schleswig-Holstein und in Tonstad in Norwegen befindet sich dann jeweils eine Umwandlungsstation, die den Strom auch für die lokalen Netze nutzbar macht. Die Idee hinter dem Projekt ist einleuchtend: Im Norden Deutschlands wird verhältnismäßig viel Windstrom produziert. Viele der Großabnehmer und Industriebetriebe befinden sich allerdings im Süden des Landes. Gleichzeitig fehlt es aber noch an Überlandleitungen, um den Strom in großen Mengen dorthin zu transportieren. Die Folge: An besonders windreichen Tagen steht im Norden Deutschlands teilweise zu viel Ökostrom zur Verfügung. Zukünftig kann dann zumindest ein Teil davon, nach Norwegen exportiert und dort verbraucht und virtuell gespeichert werden. An Tagen mit Flaute wiederum kann über das neue Seekabel zusätzlicher Ökostrom in das Netz eingespeist werden.

Die Bauzeit betrug mehr als vier Jahre

Auf diese Weise ist es möglich, den Anteil an grünem Strom zu erhöhen, ohne die Netzstabilität zu gefährden. Norwegen wiederum kann die Wirtschaftlichkeit seiner Pumpspeicherkraftwerke erhöhen. Bis der Stromaustausch allerdings tatsächlich auf regulärer Basis beginnen konnte, war zunächst einiges an Geduld gefragt. Denn die Bauarbeiten begannen bereits im Jahr 2016. Im vergangenen Jahr konnte dann immerhin der Probebetrieb aufgenommen werden. Dabei traten keine schwerwiegenden Probleme auf, sodass die Stromverbindung nun regulär genutzt werden kann. Verantwortlich für den Betrieb ist ein deutsch-norwegisches Konsortium. Daran hält der norwegische Netzbetreiber Statnett die Hälfte der Anteile. Auf deutscher Seite ist die Beteiligung noch einmal aufgeteilt – auf den Netzbetreiber Tennet und die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die Partner betonen, dass das Projekt innerhalb der angestrebten Bauzeit und im vorgegebenen Kostenrahmen realisiert werden konnte.


Via: FAZ

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