Lastwagen mit Elektroantrieb gelten als ineffizient und teuer. Dass das nicht so sein muss, zeigt nun eine neue Studie, die zu dem Schluss kam, dass Elektro-LKW je nach Fuhre und Batteriegröße sogar kostengünstiger sein können als ein Truck mit Dieselmotor. Das gilt sowohl mit günstigen öffentlichen Ladestationen und kleinen Batterien als auch mit großen Batterien und weniger Ladezeiten.


Elektro LKW, Bild@ Daimler Trucks

Alternative zu Diesel-Trucks?

Die Notwendigkeit des Verzichts auf fossile Brennstoffe ist die treibende Kraft hinter der Verkehrswende. Im PKW-Bereich gilt Elektromobilität als die sinnvollste Art und Weise, um die CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu senken. Wenn es um schwere Nutzfahrzeuge wie etwa LKW geht, dann ist zumindest umstritten, welche Antriebsart die beste Variante ist. Zwar vermarkten Unternehmen wie Tesla und auch Mercedes LKW mit Elektroantrieb, aber auch der Wasserstoffantrieb gilt als vielversprechende Alternative. Dem Elektroantrieb für LKW wird oft nachgesagt, er sei für Speditionen zu teuer.

Ob dies wirklich zutrifft, haben Forscher:innen rund um Johannes Karlsson und Anders Grauers von der Chalmers Universität in Schweden anhand fester LKW-Routen ermittelt. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass ein Elektro-LKW sogar günstiger sein kann als ein LKW mit Dieselantrieb. Karlsson gab an, selber von den Ergebnissen überrascht gewesen zu sein.


Spedition als Fallbeispiel

Für ihre Berechnungen verwendeten die Forscher:innen das Beispiel einer Spedition, die täglich Güter über die Strecke zwischen Helsingborg und der Hauptstadt Stockholm hin- und her transportiert. Diese Strecke ist 553 Kilometer lang und wird aktuell von Diesel-LKW bedient. Damit sie ihre Lenkzeiten einhalten können, müssen LKW-Fahrer:innen auf halber Strecke 45 Minuten Pause machen. Im Ergebnis könnte ein Elektro-LKW sowohl am Start- und Zielort als auch einmal nach der Mitte der Strecke aufgeladen werden.

Die Wissenschaftler:innen analysierten, welche Kosten für die Umstellung auf Elektro-LKW für die Batterien sowie für den privaten und öffentlichen Ladestrom und private Ladestationen anfallen würden. Auch zogen sie in Betracht, wie leistungsfähig und schwer die jeweiligen Akkus der Fahrzeuge sein müssten. Die Forscher:innen dachten auch so weit, die Einbußen mit einzubeziehen, die entstehen können, wenn die Transportkapazität der LKW aufgrund des Gewichts und der Größe der Batterie eingeschränkt werden. Das Team setzte einen Preis von 0,17 Euro bis 0,40 Euro Kosten pro Kilowattstunde für dasLaden an öffentlichen Ladestationen an. Im Vergleichsszenario nahmen sie einen Preis von 1,20 Euro pro Liter Diesel an. Die Preise sind jeweils ohne Mehrwertsteuer.

Diesel-LKW sind nur selten günstiger

Wir kommen zu dem Schluss, dass es möglich ist, diese Art von LKW-Transport auf kosteneffiziente Weise zu elektrifizieren„, fasst Karlsson die Ergebnisse der Studie zusammen. Der Diesel-LKW kam umgerechnet auf einen Preis von 0,30 Euro pro Kilowattstunde. Ein Elektro-LKW, der auf halber Strecke einen Schnellladestop einlegt, kostet etwa 0,24 Euro pro Kilowattstunde. Von diesem Preis entfallen 0,06 Euro auf die Batterie und 0,07 Euro auf die Ladestationen in der Spedition. 0,05 Euro werden für das private Laden an den Speditionsstandorten fällig, 0,06 für das Laden an öffentlichen Ladestationen (bei einem Ladepreis von 0,17 Euro/kWh.

Wenn der Preis für das Laden an öffentlichen Ladestationen wesentlich teurer wäre, würde sich den Forscher:innen zufolge für die Spedition die Investition in LKW mit größeren Akkus. Diese würden zwar die Transportkapazität der Gespanne verringern, allerdings würde auch die Notwendigkeit eines Ladestopps auf halber Strecke entfallen.

Ob die LKW mit Elektroantrieb in dieser Situation noch kosteneffizient sind, wäre dann entscheidend von der Art der Güter abhängig, die es zu transportieren gilt. Leichtere, voluminösere Ladungen führen dazu, dass das Gewicht der Akkus kaum noch eine Rolle spielt, da der LKW voll beladen ist, bevor das zulässige Gesamtgewicht überschritten wird. „Diesel-Trucks wären nur im Worst-Case-Szenario kostengünstiger: Wenn das Schnelladen teuer ist und die Spedition sehr schwere Güter transportiert„, so das Team. Beispielhafte Ladungen wären hier etwa Getränke, Holz oder andere Güter mit einem hohen Gewicht pro Kubikmeter. Die Forscher:innen merken aber auch an, dass die Kosten für das öffentliche Schnellladen künftig eher wieder sinken werden.

Unter Strich können die Forscher:innen nach ihrer Ansicht mit ihren Berechnungen aufzeigen, dass Elektro-LKW gegenüber dieselbetriebenen Varianten durchaus konkurrenzfähig sind. „Wir haben gezeigt, dass eine Speditionsflotte auf kosteneffiziente Weise elektrifiziert werden kann. Für Unternehmen sollte dies eine Motivation sein, in eine solche Transition zu investieren. Denn unsere Studie ist für viele Transport-Operationen durchaus realistisch„, so Grauers.

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