Schon vor dem Krieg in der Ukraine erlebte die Atomkraft in vielen Ländern eine Art Renaissance. Dem Beispiel des drastischen Ausstiegs in Deutschland folgte jedenfalls kaum jemand. Im Gegenteil: Zahlreiche Staaten bauten sogar neue Atomreaktoren. Teilweise erwiesen diese sich beim Bau dann aber als deutlich teurer als gedacht. Parallel dazu wird auch an neuen Reaktorarten geforscht. So propagiert unter anderem Bill Gates die Nutzung von sogenannten Small Modular Reactors (SMR). Diese kommen auf eine Leistung von weniger als 300 Megawatt. Dafür lassen sie sich aber aus vorgefertigten Bauteilen zusammensetzen. Dies ermöglicht einen schnellen und preiswerten Aufbau. Außerdem wird auf den ersten Blick weniger Kernbrennstoff benötigt, der auch noch seltener ausgewechselt werden muss. Neuartige Kühlmethoden sollen zudem die Sicherheit der Anlagen erhöhen. Den Angaben der Internationalen Atomenergie-Agentur zufolge befinden sich weltweit rund achtzig solcher Anlagen in Planung oder bereits im Bau.


Foto: Michielverbeek [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Drei SMR-Kraftwerkstypen wurden genauer untersucht

Forscher der Stanford University haben sich nun aber einmal mit der Frage befasst, die auch bei klassischen Atomkraftwerken noch nicht gelöst ist: Wie sieht es mit den atomaren Abfällen aus? Dafür nahmen sie drei der neu entwickelten Reaktoren genauer unter die Lupe. Konkret handelt es sich um Produkte von NuScale, Terrestrial und Toshiba. Verglichen wurden die Ergebnisse dann jeweils mit einem konventionellen Druckwasser-Reaktor. Tatsächlich stießen die Forscher auf eine Vielzahl von Schwierigkeiten, die bisher noch kaum oder gar nicht adressiert wurden. So wird zwar in absoluten Zahlen tatsächlich weniger Brennstoff benötigt. Dafür entsteht aber auch weniger Energie. Sinn ergibt die Rechnung daher nur, wenn man die Werte mit der produzierten Energie ins Verhältnis setzt. Tut man dies, wird ersichtlich, dass die SMR-Reaktoren bis zu 5,5 mal mehr verbrauchte Kernbrennstoffe produzieren als ihre großen Pendants. Eine Lösung für die dauerhafte Lagerung wurde in beiden Fällen noch nicht gefunden.

Insgesamt entsteht mehr gefährlicher Atommüll als bisher

Die neuen Kühlverfahren versprechen zwar einerseits mehr Sicherheit. Auch sie sorgen aber für Probleme bei der Entsorgung. Denn teilweise kommen chemische Mittel zum Einsatz, für die es bisher noch keine groß angelegte fachgerechte Entsorgung gibt. Die Müllproblematik wird dadurch potenziert. Die Forscher haben zudem herausgefunden, dass der produzierte Atommüll auch eine deutlich höhere Konzentration an hochradioaktiven Nukliden mit sich bringt. Die heute gängigen Castorbehälter dürften daher für den Transport nicht mehr ausreichend sein. Stattdessen müssten aufwändig neue Transportverfahren entwickelt werden. Das Ergebnis der Studie ist daher eindeutig: SMR-Kraftwerke produzieren bis zu 30 mal mehr Volumen an Atommüll. Dieser lässt sich zudem noch schwieriger entsorgen als ohnehin schon. Aus Sicher der Forscher stellen die kleinen Nuklearreaktoren daher keine sinnvolle Form der Stromerzeugung dar. Letztlich entscheidet über den Bau aber natürlich die Politik.


Via: Stanford University

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