Wie verhalten sich Tattoofarben im Körper: Bleiben sie an Ort und Stelle oder gehen sie auf Wanderschaft? Wie reagieren die Körperzellen darauf? Und was ist, wenn ein tätowierter Mensch an der Tattoostelle geimpft wird? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler der Università della Svizzera italiana (USI) nach und haben dafür Mäuse tätowiert. Die Ergebnisse geben zu denken.


Tätowierungen wirken sich aufs Immunsystem aus

Farbpigmente wandern über Lymphbahnen durch den Körper

Die italienischen Forscher tätowierten die unbehaarten Fußsohlen von Mäusen in den Farben Rot, Schwarz und Grün. Nur rund 25 Quadratmillimeter nahmen diese Mini-Tätowierungen in Anspruch, im Inneren griffen sie aber auf den ganzen Körper über. Schon 10 Minuten nach dem Eingriff erreichten Partikel der Tattoofarben die Kniekehle und waren dort auch noch nach zwei Monaten nachweisbar. Die roten und schwarzen Farbstoffe schafften es zudem bis in die Lymphknoten der Lenden, sie waren offensichtlich über die Lymphbahnen dorthin gewandert.

Makrophagen absorbieren Pigmente und schlagen Alarm


Die weißen Blutkörperchen, Makrophagen genannt, nahmen die Farbpartikel aus der Haut und der Lymphe auf. Sie sind zur Fremdkörperbekämpfung da und aktivieren bei Gefahr das Immunsystem. Sobald die Makrophagen die Pigmente aufgenommen hatten, gaben sie entsprechende Warnsignale ab und gingen innerhalb von zwei Tagen zugrunde. Die Signalmoleküle verblieben zehn Tage bis zwei Monate im Mäuseblut, Entzündungsreaktionen im ganzen Körper folgten. Nach zwei Monaten fanden die Forscher noch immer eine hohe Anzahl von weißen Blutkörperchen sowie von B- und T-Zellen im Blut, was auf eine weiterhin andauernde Immunreaktion hinweist.

mRNA-Wirkung verringert sich, Totimpfstoff wirkt stärker

Ein anderer Teil der Pigmente, der in der Haut verbleibt, sammelte sich in kristalliner Form um die Einstichstelle herum. Wird eine Impfung über eine solche Hautstelle gespritzt, so hat dies Einfluss auf ihre Wirkung — auch das probierten die Wissenschaftler an den Mäusen aus. Der Covid-19-Impfstoff wurde deutlich abgeschwächt, inaktive Grippeviren hingegen lösten eine stärkere Immunreaktion aus üblich aus. Eine Überprüfung an menschlichen Zellkulturen ergab, dass Makrophagen im Einstichbereich so stark mit den Farbstoffen zu kämpfen haben, dass sie nebenher kaum Virusproteine produzieren können. Warum die Reaktion auf die Grippeimpfung so stark ausfällt, das konnten die Wissenschaftler bislang nicht klären.

Eines steht fest: Tätowierungen greifen stärker in den Körper und ins Immunsystem ein als gedacht. Wir wissen längst noch nicht alles.

Quelle: forschung-und-wissen.de 

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