Klimaexperten sind sich grundsätzlich einig: Die globalen Klimaziele können nur durch einen weltweiten Ausstieg aus der Kohleindustrie erreicht werden. Bisher allerdings hat diese Erkenntnis noch nicht überall auch zu konkreten Taten geführt. Zwar haben einzelne Staaten – etwa Deutschland, Großbritannien und Frankreich – schon konkrete Ausstiegsszenarien beschlossen. Andernorts werden aber sogar noch neue Kohlekraftwerke gebaut. Dies ist problematisch, weil sich solche Investitionen nur über einen Zeitraum von Jahrzehnten lohnen. Mit jedem neuen Kraftwerk verschiebt sich also der Ausstieg deutlich nach hinten. Vor diesem Hintergrund ist eine neue Studie der Umweltschutzorganisation Urgewald von Interesse. Die Experten dort haben sich angeschaut, inwieweit Banken weiterhin Geld in Projekte im Zusammenhang mit der Kohleenergie stecken. Dabei geht es sowohl um direkte Finanzierungen als auch um das sogenannte Underwriting. Dabei geht es vor allem um die Bewertung und Übernahme von Risiken.


Bild: Decumanus at English Wikipedia. [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

Banken aus aller Welt sind an den Finanzierungen beteiligt

Eigentlich sollte man denken, dass die Banken hier eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen. Immerhin haben sich so gut wie alle großen Geldhäuser selbst zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet. Die Zahlen der Studie sprechen hier aber eine andere Sprache: Demnach wurden im Zeitraum von Januar 2019 bis November 2021 insgesamt stolze 1,5 Billionen Dollar in Projekte im Zusammenhang mit der Kohleverbrennung gesteckt. Dazu gehört der Bergbau, der Handel, der Transport sowie die eigentliche Verfeuerung. Die Umweltschützer argumentieren, dass ohne das Geld der Banken der Sektor irgendwann austrocknen würde. Der Kohleausstieg könnte so mehr oder weniger automatisch erfolgen. Bisher allerdings ist eine solche Entwicklung nicht abzusehen. Zumal es sich um ein globales Phänomen handelt. So kommen beispielsweise 86 Prozent der direkten Kohlefinanzierungen von Instituten aus China, USA, Japan, Indien, Großbritannien und Kanada. Deutschland spielt hingegen beim bereits erwähnten Underwriting eine vergleichsweise große Rolle.

Die Transformation in der Kohlebranche verläuft zu langsam

Ein vollständiger Ausstieg aus der Kohlefinanzierung kann allerdings auch problematisch sein. Denn damit gäbe man logischerweise auch jeden Einfluss aus der Hand. Viele der Institute argumentieren daher auch, dass sie vor allem investieren, um die Unternehmen bei der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, kann allerdings jeweils nur im Einzelfall beurteilt werden. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass von einer großflächigen Transformation in der Kohlebranche bisher nicht viel zu sehen ist. Bei aller Kritik an den Banken sollte man aber auch nicht vergessen, dass die investierten Summen in der Vergangenheit auch schon einmal deutlich höher waren. Die Entwicklung scheint also grundsätzlich in die richtige Richtung zu gehen. Weil solche Investitionen aber stets sehr langfristig wirken, wäre eigentlich deutlich mehr Tempo nötig. Helfen dabei könnte Druck der Öffentlichkeit. Auch deshalb behalten die Experten von Urgewald die Zahlen stets im Auge.


Via: Handelsblatt

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