Studien haben gezeigt, dass das britisch-niederländische Unternehmen Royal Dutch Shell in den Jahren 1965 bis 2019 für Emissionen in Höhe von 31,95 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich war. Weltweit gab es nur sechs Unternehmen, die auf einen noch höheren Wert kamen. Inzwischen hat das Unternehmen zwar auch in Erneuerbare Energien und Ladeinfrastruktur investiert. Das meiste Geld wird aber noch immer mit der Förderung und dem Verkauf von fossilen Energieträgern umgesetzt. Doch der Druck auf den Vorstand wächst. Denn inzwischen sind es nicht mehr nur Umwelt- und Klimaschützer, die einen Kurswechsel fordern. Vielmehr ist inzwischen auch ein nicht unerheblicher Teil der Aktionäre überzeugt, dass das Unternehmen beim Klimaschutz nicht ambitioniert genug vorgeht. Auf der jährlichen Hauptversammlung wurde beispielsweise über einen Antrag der Initiative „Follow This“ beraten. Darin wird gefordert, verbindliche CO2-Einsparziele zu beschließen, die mit den Vorgaben des Weltklimavertrags von Paris in Einklang stehen.


Bild: I, Schreibschaf / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Die Zustimmung hat sich in zwölf Monaten mehr als verdoppelt

Immerhin dreißig Prozent der Anteilseigner stellten sich bei der Abstimmung hinter den Antrag. Dies ist aus Sicht der Unternehmensführung gleich doppelt bedenklich. Denn zum einen erhielt eine ähnliche Initiative im vergangenen Jahr lediglich 14 Prozent Zustimmung. Damit ist klar, dass inzwischen auch zahlreiche institutionelle Anleger das Anliegen unterstützen. Bekannt ist dies beispielsweise von einigen niederländischen Rentenfonds. Hinzu kommt: Weil die Zustimmung bei mehr als zwanzig Prozent lag, muss das Unternehmen nun mit den verschiedenen Anteilseignern in Kontakt treten und deren Sichtweise innerhalb von sechs Monaten veröffentlichen. Dies schreibt das britische Börsenrecht vor. Dadurch dürfte das Thema also auch in den nächsten Wochen und Monaten aktuell bleiben. Für die Initiative „Follow This“, die ähnliche Anträge auch bei anderen Unternehmen eingebracht hat, ist dies ein wichtiger Erfolg. Die Zustimmung lag „über den Erwartungen“, erklärte Gründer Mark van Baal.

Der Vorschlag des Vorstandes ist nicht besonders ambitioniert

Nicht zuletzt aufgrund des Drucks der Aktionäre legte der Shell-Vorstand auf der Hauptversammlung auch einen eigenen Klimaschutzplan vor. Dieser fiel allerdings weit weniger ambitioniert aus. Die Kritik der Klimaschützer: Zu viele langfristige Versprechungen, aber zu wenig kurzfristige Maßnahmen. So soll unter anderem die Produktion von Erdgas bis zum Jahr 2030 zunächst noch um zwanzig Prozent zulegen. Die Internationale Energieagentur hatte hingegen erst kürzlich eine Studie veröffentlicht, derzufolge eigentlich gar keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erschlossen werden dürften. Andernfalls wäre das Ziel non netto Null-Emissionen bis zum Jahr 2050 nicht mehr zu erreichen. Trotz dieser Bedenken wurde der Plan schließlich mit einer Zustimmung von 88 Prozent der Abstimmenden angenommen. Dies zeigt: Ein nicht unerheblicher Teil der Aktionäre hat sowohl für den Klimaplan des Vorstands als auch für die deutlich weitergehende Initiative gestimmt. Das Thema dürfte die Öl- und Gaskonzerne also noch einige Zeit begleiten.


Via: The Guardian

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