Russland wird aktuell von einer Vielzahl an schweren Waldbränden heimgesucht. Viele davon werden gar nicht bekämpft, weil sie weitab von der menschlichen Infrastruktur lodern und keine Gefahr für die Einwohner darstellen. Doch einzelne Großbrände bringen durchaus fatale Folgen mit sich. So hat die Hauptstadt Moskau mit einer enormen Luftverschmutzung durch Rußpartikel zu kämpfen. Die Zahl der täglichen Todesfälle liegt dort daher aktuell rund doppelt so hoch wie sonst üblich. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt nun vor möglicherweise noch fataleren Folgen. Denn die Flammen bedrohen immer wieder auch die atomaren Einrichtungen des Landes. So musste in der vergangenen Woche das Atomwaffenforschungszentrum in Sarow geräumt werden. Hektisch wurden alle atomaren und explosiven Materialien in Sicherheit gebracht. Außerdem schlugen die Einsatzkräfte eine acht Kilometer lange und 150 Meter breite Brandschneise rund um die Anlage.


Bild: Tatiana Bulyonkova from Novosibirsk, Russia [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)]

Die Region war von 64 Jahren schon einmal Schauplatz einer Atomkatastrophe

Inzwischen hat sich die Lage dort aber beruhigt. Stattdessen rückt nun die atomare Wiederaufbereitungsanlage Majak in den Fokus. Das Problem dort: Die in Sarow getroffenen Maßnahmen könnten hier nicht ausreichen. Denn Majak war schon einmal Schauplatz einer atomaren Katastrophe. Im Jahr 1957 explodierte dort ein unterirdischer Tank mit hochgefährlichen radioaktiven Abfällen. Verglichen mit der Atomkatastrophe von Tschernobyl war die freigesetzte Menge an radioaktivem Material zwar nur gering. Dafür verteilten sie sich aber auch auf einem deutlich kleineren Gebiet. Lokal waren die Folgen also durchaus vergleichbar. Schätzungen gehen davon aus, dass die lange Zeit geheim gehaltene Explosion direkt und indirekt bis zu 150.000 Menschenleben gekostet haben könnte. Nun wird sie erneut zum Problem. Denn viele der damals und in den Folgejahren ausgetretenen atomaren Partikel sind heute im Boden und in den dortigen Pflanzen gebunden. Genau diese sind nun aber durch die Feuer bedroht.

Feuer und Wind könnten atomare Partikel weit verbreiten

Denn die Flammen könnten die atomaren Partikel wieder freisetzen und aufwirbeln. Durch die starken Winde, die die Waldbrände überhaupt erst zu einer solchen Gefahr werden ließen, würden diese sich dann unter Umständen auch in weit entfernten Gebieten verteilen. Erste Messungen der russischen Atomagentur Rosatom scheinen hier zwar zunächst Entwarnung zu geben. Doch die Gefahr ist dadurch keineswegs gebannt. Auch deshalb haben die zuständigen Behörden den Ausnahmezustand verhängt und teils drastische Maßnahmen ergriffen. Um die Entstehung neuer Feuer zu verhindern, dürfen die Einwohner beispielsweise keine Parks oder Wälder mehr betreten. Hilfe durch einen Wetterumschwung dürfen die Einsatzkräfte zudem frühestens Mitte der Woche erwarten. Für die Aktivisten von Greenpeace sind die jetzt lodernden Feuer somit gleich ein doppeltes Mahnmal: Für die Gefahren, die die Nutzung der Atomkraft mit sich bringt und für die teils verheerenden Folgen des Klimawandels.


Via: Welt

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