Bei der Verschlüsselung von Nachrichten spielt auch der Faktor Zeit eine Rolle. Denn der technologische Fortschritt kann unter Umständen vergleichsweise schnell dafür sorgen, dass auch als sicher geltende Verschlüsselungen geknackt werden. Insbesondere bei Quantencomputern sehen Experten ein solches Potenzial. Schon heute gibt es daher Hacker, die Nachrichten abfangen, in der Hoffnung diese später einmal doch auslesen zu können. Glücklicherweise macht aber auch die Verschlüsselung Fortschritte. So arbeiten Forscher schon seit Jahrzehnten an der sogenannten Quantenverschlüsselung. Die Idee: Anstelle von mathematischen Annahmen soll ein physikalisches Naturgesetz für die gewünschte Verschlüsselung sorgen. So werden die Schlüssel mithilfe von einzelnen Quantenzuständen erzeugt. Unbekannte Quantenzustände lassen sich aber nicht kopieren oder vermessen, ohne Spuren zu hinterlassen. Etwaige Angriffe auf die Kommunikation werden so sofort erkannt. Diese Form der Datenübertragung gilt daher in der Theorie als extrem sicher.


Die Technologie hat deutliche Fortschritte gemacht

In der Praxis gibt es allerdings noch zwei Probleme, die dafür sorgen, dass unter anderem Long Guilu von der chinesischen Tsinghua University sich schon seit mehr als zwanzig Jahren mit der Thematik beschäftigt – und es dennoch bisher kein marktreifes Produkt gibt. Denn Quantenzustände sind sehr fragil. Dies wiederum sorgt dafür, dass die Übertragung nur über vergleichsweise kurze Strecken und nicht besonders schnell möglich ist. Guilu und sein Team konnten nun zumindest bei der Reichweite einen neuen Rekord aufstellen: Sie übertrugen Informationen mithilfe der Quantenverschlüsselung sicher über eine Strecke von 100 Kilometern. Dieser Wert verdeutlicht die enorme Entwicklung in den letzten Jahren. So galt es noch im Jahr 2020 als Durchbruch, dass eine entsprechende Datenübertragung über eine Distanz von 18,5 Kilometern gelang. Besonders praxistauglich ist die Quantenverschlüsselung aber auch jetzt noch nicht: Die Übertragungsgeschwindigkeit lag bei mageren 0,54 Bits pro Sekunde.


Die bestehenden Glasfaserkabel können genutzt werden

Zumindest auf etwas kürzeren Strecken soll dieser Wert aber auch schon deutlich besser ausfallen. So berichten die Forscher, dass bei Tests über eine Distanz von etwas weniger als dreißig Kilometern immerhin Geschwindigkeiten von 22,4 Kilobit pro Sekunde erreicht wurden. Dies würde zumindest ausreichen, um sichere Textnachrichten zu verschicken oder sogar zu telefonieren. Relevant dürfte die Technologie trotzdem zunächst für Firmen und staatliche Organisationen sein. Die Datenübertragung erfolgt zudem über Glasfaser, sodass die Technik in die bestehende Internet-Infrastruktur integriert werden kann. Auch das Militär hat naturgemäß ein erhebliches Interesse an einer sicheren Kommunikation. Die Vereinigten Staaten beobachten die chinesischen Fortschritte in Sachen Quantenverschlüsselung und Quantencomputer daher mit Sorge. Gemeinsam mit Australien und Großbritannien soll daher verstärkt auch eigene Expertise aufgebaut und ausgetauscht werden.

Via: Eurasian Times

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