Lithium ist ein wichtiger Grundstoff für die Produktion von Akkus. Folgerichtig sind vor allem die Autohersteller daran interessiert. Denn Elektroautos benötigen besonders große Batterien und damit eben auch sehr viel Lithium. Bisher allerdings muss der Rohstoff aus Ländern wie Chile, Argentinien und Australien importiert werden. Dies belastet die CO2-Bilanz von Elektrofahrzeugen. Zukünftig könnte Lithium aber auch klimafreundlich direkt in Deutschland gewonnen werden. Denn das Tiefenwasser im Oberrheingraben enthält 200 bis 400 Milligramm Lithium pro Liter. Extra dafür einen Brunnen zu bauen, würde sich allerdings nicht lohnen. Glücklicherweise gibt es in der Region aber bereits einige Geothermie-Kraftwerke, die das Wasser ohnehin nutzen und nach oben befördern. Diese könnten nun ergänzt werden.


Bild: Mondalor [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Die kommerzielle Produktion könnte 2022 beginnen

So plant der Energiekonzern EnBW in Bruchsal eine Extraktionsanlage für Lithium-Chlorid an eine bereits bestehende Geothermie-Anlage anzuschließen. Damit soll das Verfahren erstmals in der Praxis getestet werden. Vorherige Versuche im Labor verliefen bereits sehr vielversprechend. Ein ähnliches Projekt verfolgt zudem auch die Firma Vulcan Energy in Kooperation mit dem Energiekonzern Pfalzwerke. Hier soll Lithiumhydroxid aus dem Wasser des Geothermiekraftwerks Insheim gewonnen werden. Funktioniert dies wie geplant, soll das Verfahren dann zeitnah auch im größeren Stil umgesetzt werden. So ist für das nächste Jahr der Bau einer größeren Demonstrationsanlage geplant. Diese soll dann bereits tonnenweise Lithium fördern. Läuft alles nach Plan könnte die kommerzielle Produktion dann im Jahr 2022 beginnen – mit immerhin 2.000 Tonnen des begehrten Rohstoffs jährlich.

Das Verfahren ist nicht überall einsetzbar

Auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat sich bereits mit dem Ansatz beschäftigt. Dort geht man davon aus, dass entsprechende Projekte den Lithium-Bedarf der einheimischen Zellproduktion zu einem beträchtlichen Teil decken könnte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Die allermeisten Batteriezellen werden in Asien produziert. Dort allerdings lässt sich der Geothermie-Ansatz nicht so einfach übernehmen. Denn Voraussetzung ist natürlich, dass sich auch Lithium im Tiefenwasser befindet. Im Oberrheingraben ist dies bereits bekannt. Selbiges gilt für einige Gebiete in Südamerika. Es könnte sich nun lohnen, weitere Regionen zu untersuchen und zu schauen, ob auch dort die nötigen Voraussetzungen vorliegen. Bis dahin wird die Welt auch weiterhin auf die klassischen Lithium-Minen angewiesen bleiben.


Via: Welt am Sonntag

1 Kommentar

  1. Andro Wegner

    15. Juni 2020 at 13:07

    Wäre interessant, ob auch bekannte heiße Quellen größere Mengen an Li enthalten. Wenn es dort keinen therapeutischen Zweck erfüllt, wäre eine Extraktion auch hier attraktiv.

    Interessant wäre auch, ob sich mit dem Verfahren die Umweltschäden bei der Li-Gewinnung in Argentinien, Chile und Bolivien reduzieren lassen. Dann wäre es ein Exportschlager.

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