In unseren Städten gibt es viel zu wenig günstigen Wohnraum, der Bestand an Sozialwohnungen sank sogar in den letzten 29 Jahren um volle 60 %. Gleichzeitig existiert eine starke Bewegung hin zum Minimalismus, die zu freiwilligem Konsumverzicht führt und dazu, dass Menschen sich auf kleinen Raum zurückziehen möchten. Apo Can Ericek verknüpft diese beiden Enden miteinander und wurde jetzt zum ersten Mini-Bürgermeister Deutschlands.


Die Cranach Stiftung lud die Mini-Häusler ein

Nur 100 Euro warm soll die Miete kosten für jedes einzelne dieser winzigen Häuschen, die auf dem Marktplatz in Wittenberg stehen. Jedes hölzerne Gebäude ist auf einem Anhänger platziert, denn es kann jederzeit woanders hinfahren. Doch jetzt sind sie erst einmal hier, die vier Tiny-House-Bewohner mit ihrem winzigen „Hartz-IV-Kino“ fürs kostenlose Filmeschauen – und zwar auf Einladung der Cranach-Stiftung. Die Organisation hatte einen weiten Blick nach Berlin geworfen und Apo mit seinen Häusern dort entdeckt. Jetzt soll der junge Mann in Wittenberg erforschen, wie es sich in einer Mini-Siedlung leben lässt und was zur Weiterentwicklung des Konzepts benötigt wird.


Der Tiny Temple dient als Küche für Obdachlose

In einem der Häuser hat sogar eine Architektin ihr Büro aufgeschlagen, ihre Wände sind mit Entwurfsskizzen für neue Tiny Houses dekoriert. Ihr Schlafplatz befindet sich eine Etage höher, direkt über der „Arbeit“. Im Mittelpunkt der Siedlung steht der Tiny Temple, der im Moment als Küche dient. Hier entstehen unter anderem Gerichte für Obdachlose, Apo finanziert die Zutaten über Spendengelder. Er selbst erhält für dieses Engagement kein Geld, er möchte einfach seine Ideale leben. Vorher residierte Apo bereits ein halbes Jahr lang in einem Tiny House und musste dafür ziemlich stark „abspecken“: Sein gesamtes Hab und Gut passte einfach nicht in das zwar zweistöckige, aber doch reichlich kleine Haus. Er gab folglich viele Sachen weg und entdeckte, dass der Minimalismus ihm guttut.

Hier seht ihr ein Interview mit Apo aus seiner Berliner Zeit

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Da stellt sich glatt die Frage: Wie viel Haus braucht ein Mensch, damit er glücklich ist?

Quelle: focus.de 

4 Kommentare

  1. Uwe

    26. März 2019 at 10:34

    Bin mal gespannt, wie die Psyche der Bewohner nach 10/20/30 Jahren aussieht. Auch die Intelligenz/Kreativität/Lernfähigkeit könnte darunter leiden.

    Daher ist der Verbund zu Siedlungen mit der Schaffung von Begegnungsstätten in weiteren Räumen (weit im Sinne von großzügig) wichtig. Das schafft Kompensation.

    Vorteile wird es wohl für die sozialen und emotionalen Fähigkeiten, wie Konfliktfähigkeit bringen.

  2. Claudia Werner

    4. Mai 2019 at 13:58

    Alles richtig lieber Uwe.. Aber wir brauchen einen Gegenentwurf für das was jetzt auf dem Wohnungsmarkt geschieht. Viele Menschen arbeiten für die Miete und nicht für das Leben.Bei der Wohnugssuche erwartet der
    kommende Vermieter, dass der Mieter das 3 fache an Miete auf seinem Gehaltzettel hat, das heisst eine Whg die 600 Euro kostet, erwartet der Vermieter dass der zukünftige Bewohner mindestens 1800 Euro im Monat verdienen muss. Wer kann das Leisten? Die Bäckerin,der Schlosser die Frissörin ,der Schauster, der Postbote..bestimmt nicht…
    Also suchen wir alle nach Alternativen…und am Liebsten mag ich Menschen mit Ideen….die losgehen und nicht boykottieren sondern selbst kreativ werden…

  3. Urmel

    5. Mai 2019 at 19:06

    Gut und schön , mag sein das sich der eine oder andere darin wohlfühlt . Aber was wird im Alter und oder bei Krankheit , was ist mit der Infra Strucktur (Wasser Strom WC´s)Öffentlicher Nahverkehr . Von wegen einfach verrückbar – ist nur auf dem Papier ! Weil Anähnger brauchen auch Tüv und Sondrtransporte sind Gnehmigungspflichtig ) Auch ein Stellplatz für´s Mini Häuschen zu finden – nicht ganz einfach (Genehmigungspflichtig – ausser auf Privatgrund – selbst da gibt es einschränkungen ).
    Hat man erst kürzlich gesehen als ein paar noch kleinere Paletten Häusschen einfach Platt gemacht wurden weill sie einen Veranstalter (die) Stadt störten !
    Besser wäre es statt Micro /Mini Häuser zu kreieren – bezahlbaren Wohnraum zu schaffen , dazu sind unsere Politiker nicht in der Lage . Nur Lamentieren und von Enteignung faseln . Während die vorbereitungen auf Hochtouren laufen Wohnen noch mehr zu verteuern – über die Grundsteuer und dem sogenannten Umweltschutz zuliebe großflächig Energetisch zu Sanieren – mit Styropor getränkt Flammschutzmitteln versehen die unser aller Gesundheit schädigen !
    Bis zur (kalten) Enteignung vieler Haus/Wohnungsbesitzer . Herrn Olaf Scholz wird schon das passende hierzu Einfallen , wozu hält er sich denn ein Heer von „Beratern“?
    Natürlich erst nach der Wahl .

  4. Weste

    6. Mai 2019 at 16:05

    @Urmel
    Kann Dir leider nicht zustimmen. „Bezahlbarer“ Wohnraum ist ein zweischneidiges Schwert, so wie es heute immer wieder diskutiert wird. Im Großen und Ganzen steigen die Ansprücher aller Mieter. Wer akzeptiert heute noch den Standard und die Fläche von vor 20 bzw. 30 Jahren – vergleicht aber die Preise bzw. den Anteil am Einkommen mit dem damaligen Anteil. Heute sollen es mehr m², mehr Zimmer (für jedes Kind mind. 1) und höherer Qualität sein, wer das möchte, der soll bzw. muß auch bereit sein mehr dafür zu bezahlen und dies auch im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen.
    Wo ich anderseits dafür bin, ist die Beschneidung von leistungslosem Einkommen durch Knappheit bzw. Abschöpfung von Knappheitsgewinnen. Daher bin ich für eine Veränderung der Grundsteuer und evtl. für die Enteigungen (wie im GG vorgesehen gegen Entschädigung) von Mietkonzernen die nicht auf Gegenseitigkeit (wie Genossenschaften) beruhen.

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