In den letzten Jahren sind Windräder immer leistungsstärker geworden. Dazu haben eine Reihe von Entwicklungen beigetragen. So wurden leistungsstärkere Turbinen entwickelt. Außerdem werden heute größere Anlagen verbaut als in der Vergangenheit. Und zu guter Letzt geht man immer öfter dorthin, wo besonders viel Wind weht – nämlich draußen auf dem Meer. Das grundsätzliche Design der Windkraftanlagen hat sich aber nicht verändert. Vor diesem Hintergrund plant das norwegische Startup World Wide Wind gewissermaßen eine Revolution. Denn die Ingenieure dort haben Windräder für Offshore-Anlagen entwickelt, die mit dem klassischen Design nur noch wenig gemeinsam haben. Konkret handelt es sich um sogenannte Contra-Rotating Vertical Turbinen. Vereinfacht ausgedrückt verfügt das Windrad gleich über zwei Rotoren. Der untere Rotor ist direkt mit dem Mast verbunden, während der obere an einer im Mast verlaufenen Welle befestigt wird. Dadurch drehen sich die Rotoren jeweils in die entgegengesetzte Richtung.


Bild: World Wide Wind

Die Anlagen sollen bis zu 400 Meter in die Höhe ragen

Dieser Ansatz soll zum einen für eine höhere Stromproduktion sorgen. Zum anderen ist es so auch möglich, die einzelnen Windräder deutlich näher nebeneinander zu installieren. Das neuartige Design bringt zudem den Vorteil mit sich, dass sich sämtliche schweren Komponenten im unteren Bereich befinden. Dies sorgt für eine bessere Statik und erleichtert so die Installation von Offshore-Anlagen. Das neuartige Design kommt zudem ohne Getriebe aus. Außerdem kann der Wind verwertet werden, egal aus welcher Richtung er gerade kommt. Eine komplexe Ausrichtung der Anlage nach der aktuellen Windrichtung ist also nicht nötig. Den Angaben der beteiligten Ingenieure zufolge sorgen diese beiden Effekte dafür, dass weniger Wartungs- und Reparaturzeiten eingeplant werden müssen. Auch die von dem Startup kommunizierten Leistungswerte sind beeindruckend. So sollen entsprechende Anlagen bis zu 400 Meter groß sein und eine Leistung von 40 MW liefern. Zum Vergleich: Die aktuell leistungsstärkste Windturbine kommt auf 16 MW.

Der erste Prototyp ist für das Jahr 2026 geplant

Ob es allerdings tatsächlich zur Revolution in der Windkraftbranche kommt, bleibt zunächst noch abzuwarten. Denn bisher existiert nur wenig mehr als erste Konzeptzeichnungen der Ingenieure. Unabhängige Studien, die die Praktikabilität des Ansatzes unter Beweis stellen, fehlen bisher hingegen. Auch über Tests mit kleineren Prototypen ist bisher nichts bekannt. Immerhin soll nun bis zum Jahr 2026 zu Testzwecken eine erste Anlage in Originalgröße gebaut werden. Diese soll dann immerhin schon auf eine Leistung von 3 MW kommen. Selbst im besten Fall sollte es also mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts dauern bis die neue Technologie kommerziell und großflächig zum Einsatz kommen könnte. Bis dahin soll aktuellen Planungen zufolge auch ein zweiter neuer Ansatz in Sachen Windkraft für höhere Erträge sorgen: Sogenannte schwimmende Windräder müssen nicht mehr fest im Boden verankert werden und können daher auch in tieferen Gewässern installiert werden. Theoretisch werden so auch Windparks vor der Küste Kaliforniens oder Japan möglich.


Via: Wind Atlas

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    1. September 2022 at 13:35

    Ich bin wirklich gespannt darauf, was aus diesem Ansatz wird. Im Laufe der letzten Dekaden hat es schon eine Vielzahl neuartiger Designs gegeben, von denen sich aber kein einziges hat durchsetzen können: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_08_11_windenergie_neue_designs.htm

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