Über den Energieverbrauch von Elektroautos wurde zuletzt wieder viel diskutiert. Denn lange galt die Regel, dass sich die höheren Anschaffungskosten im Laufe der Zeit durch niedrigere Betriebskosten wieder ausgleichen. Die aktuelle Energiekrise inklusive stark gestiegener Strompreise hat solche Kalkulationen zuletzt aber deutlich erschwert. Abhilfe schaffen könnten effizientere Elektroautos, die im Idealfall auch noch selbst Strom produzieren. Ein Team an der Universität von New South Wales in Australien hat dieses Konzept nun radikal auf die Spitze getrieben. Sie entwickelten ein Solarauto namens Sunswift 7, das einerseits einen extrem niedrigen Stromverbrauch mit sich bringt, gleichzeitig über integrierte Solarzellen aber auch selbst Strom erzeugt. Das Ziel: Mit einer einzigen Akkuladung 1.000 Kilometer in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen. Konkret sollte das Solarauto das Ziel auf einer reinen Teststrecke in weniger als zwölf Stunden erreichen. Tatsächlich konnte mit einer Zeit von 11 Stunden, 53 Minuten und 32 Sekunden ein neuer Weltrekord aufgestellt werden.


Bild: Sunswift Racing

Das Gewicht und der Luftwiderstand wurden massiv reduziert

Verantwortlich für diesen Erfolg war vor allem der extrem niedrigere Energieverbrauch. Dieser lag bei nur 3,8 Kilowattstunden (kWh) pro 100 km. Zur Einordnung: Normale Straßenfahrzeuge kommen auf Werte um die 20 kWh/100km. Doch wie konnte diese extrem hohe Energieeffizienz erreicht werden? Tatsächlich gab es nicht den einen Trick, der zum Durchbruch verhalf. Stattdessen drehten die Auto-Enthusiasten beharrlich an einer Reihe von Stellschrauben. Ein wichtiges Thema war etwa das Gewicht des Fahrzeugs. Dieses konnte letztlich auf nur noch 500 Kilogramm reduziert werden. Hinzu kommt ein sehr geringer Luftwiderstand, der auch das etwas ungewöhnliche Design erklärt. In Zahlen ausgedrückt, lag der Luftwiderstandsbeiwert bei lediglich 0,095. Zum Vergleich: Ein Tesla Model S bringt es auf einen Wert von 0,208. Außerdem fand die Rekordfahrt in Australien statt, sodass die Solarzellen besonders intensiv genutzt werden konnten. Ganz problemlos verlief die Rekordfahrt allerdings nicht. So platzte unter anderem ein Reifen und es kam zu Schwierigkeiten mit der Software.

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Das Auto muss ohne ABS und Airbags auskommen

Das Auto konnte allerdings innerhalb der vorgegebenen Frist von fünfzehn Minuten wieder auf Vordermann gebracht werden. Für den Straßenverkehr ist der Sunswift 7 allerdings nicht geeignet. Denn das Fahrzeug wurde rein auf die Rekordjagd ausgerichtet. Deshalb fehlen unter anderem nicht ganz unwichtige Dinge wie ABS, Airbags und Scheibenwischer. Eine offizielle Zulassung ist also nicht möglich. Tatsächlich ging es den Köpfen hinter dem Projekt vor allem auch darum, verschiedene neue Ansätze und Technologien zu erproben. Diese könnten dann einzeln nach und nach auch in straßenreife Elektroautos integriert werden. Ein komplett neues Auto zu entwickeln, ist hingegen eine Mammutaufgabe. Diese Erfahrung macht gerade auch das Münchener Startup Sono Motors, das ein Solarauto namens Sion entwickelt hat. Inzwischen ist dem jungen Unternehmen aber schon mehrmals das Geld ausgegangen, bevor das erste Auto verkauft werden konnte. Die Technologie zur Integration von Solarzellen in die Fahrzeugkarosserie ist bei traditionellen Autobauern aber durchaus gefragt.

Via: UNSW

1 Kommentar

  1. Jin

    21. Dezember 2022 at 16:32

    Wozu brauch ich Solar aufm Auto, um 1000km elektrisch in knapp 12 Stunden zu fahren? Das schaffen „normale“ Elektroautos auch ohne Solar am Auto. Inklusive Laden zwischendurch. (siehe Björn Nylands 1000km-Challenges auf yt) Und die kosten nur ein Bruchteil des „Supersolarautos“.

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