Das indische Stromnetz ist notorisch unzuverlässig. Selbst in größeren Städten kommt es regelmäßig zu geplanten und ungeplanten Blackouts. Umsonst ist der Strom aber trotzdem nicht. Gerade für ärmere Menschen auf dem Land, stellt die monatliche Rechnung einen nicht zu unterschätzenden Ausgabenposten dar. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus sinnvoll, die Stromversorgung möglichst lokal zu organisieren. Wie dies aussehen kann, ist nun in dem Dorf Modhera im Bundesstaat Gujarat zu beobachten. Dort wurden alle 1.300 Häuser mit 1-KW-Solaranlagen bestückt. Weitere Module wurden auf öffentlichen Gebäuden installiert. Außerdem wurde ein 6-MW-Solarpark auf dem Boden realisiert. Bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 35 Grad Celsius in Gujarat ist sichergestellt, dass die einzelnen Module auch genügend Sonnenstrahlen abbekommen. Tatsächlich verbraucht Modhera nur rund 1 MW an Solarenergie pro Tag. Der darüber hinaus erzeugte Ökostrom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Allerdings scheint auch in Gujarat die Sonne nur tagsüber.


Bild: UN News

Die Umrüstung kostete insgesamt 9,7 Millionen US-Dollar

Deshalb wurde in der benachbarten Ortschaft Sjjanpura ein 6-MW-Stromspeicher installiert. Dieser wird tagsüber aufgeladen und kann die Einwohner dann auch nachts mit Solarenergie versorgen. Für die Dorfbewohner hat sich die Installation der Anlagen auf jeden Fall gelohnt. Denn seitdem müssen sie kein Geld mehr für ihren Strom bezahlen. Dies stellt zum einen eine wichtige Entlastung für die nicht gerade reiche Landbevölkerung dar. Zum anderen beflügelt es auch die lokale wirtschaftliche Entwicklung, weil Betriebe das eingesparte Geld an anderer Stelle investieren können. Bei diesen Vorteilen stellt sich natürlich die Frage, warum nicht alle Dörfer entsprechend ausgerüstet werden. Die Antwort darauf ist so klar wie unschön: Es liegt an den Kosten. Denn die Installation der verschiedenen Solarmodule verschlang insgesamt stolze 9,7 Millionen US-Dollar. Weil es sich um ein Modellprojekt handelt, wurden die Ausgaben in diesem Fall von der indischen Regierung und dem Bundesstaat Gujarat übernommen. Dies ist aber natürlich nicht überall möglich.

Der örtliche Tempel des Sonnengotts hat nun eine eigene Lasershow

Müssten die Kosten hingegen am Markt gegenfinanziert werden, brächte dies auch wieder klassische Stromrechnungen für die Einwohner mit sich. Zumindest gibt es aber Anhaltspunkte, dass die Solarenergie in Indien preislich durchaus mit fossilen Energieträgern mithalten kann. Teilweise handelt es sich sogar um die preiswerteste Form der Stromerzeugung. Dass das Projekt im Bundesstaat Gujarat verwirklich wurde, ist kein Zufall. Denn es handelt sich nicht nur um die Heimat von Mahatma Gandhi, sondern auch des aktuellen indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi. Dieser pflegt ein Image als Modernisierer des Subkontinents und dürfte das Projekt daher mit Wohlwollen betrachten. Die Wahl des Dorfes lag zudem nahe, weil sich dort ein Tempel des hinduistischen Sonnengotts befindet. In diesem ist nun regelmäßig eine Lasershow zu bestaunen. Die dafür benötigte Energie wird ebenfalls mithilfe der installierten Solarmodule gewonnen.


Via: United Nations

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