Die Geschichte des US-Startups Nikola ähnelte eine Zeit lang eher einem Wirtschaftskrimi. Denn nachdem das Unternehmen jahrelang extrem hohe Börsenbewertungen verzeichnete, sorgte im Jahr 2020 ein Bericht des Shortsellers Hindenburg Research für Aufregung. Darin wurde dem Management um Gründer Trevor Milton vorgeworfen, die Anleger mit deutlich zu optimistischen Prognosen zu täuschen. Die Technologie des Unternehmens stehe nicht in Einklang mit den extrem optimistischen Ankündigungen. Milton musste den Vorsitz des Unternehmens niederlegen und wurde von der US-Börsenaufsicht SEC angeklagt. Das Urteil der Aufseher: Nikola habe in „fast allen Bereichen des Geschäfts gelogen“. Der Börsenkurs ging bei all diesen Turbulenzen logischerweise auf Talfahrt. Das Unternehmen überlebte die stürmischen Zeiten aber und versucht seitdem einen seriöseren Stil an den Tag zu legen. Auch deshalb wurde der ehemalige Opel-Chef Michael Lohscheller als Chef der Nikola-Motor-Sparte verpflichtet.


Bild: Nikola Motor

Zukünftig sollen auch in Ulm Elektro-Lastwagen gebaut werden

Der erfahrene Manager kann nun tatsächlich einen ersten Erfolg verbuchen. Denn Ende März wurde im US-Bundesstaat Arizona die Serienproduktion des Elektro-Lastwagens Nikola Tre BEV gestartet. Erste Kunden haben ihre Bestellung inzwischen erhalten. In diesem Jahr sollen in der Fabrik in den Vereinigten Staaten dann noch 300 bis 500 Elektro-LKW gebaut werden. Anschließend soll die Produktion nach und nach hochgefahren werden, bis die maximale Kapazität von 20.000 Fahrzeugen pro Jahr erreicht wird. Parallel dazu wird auch in Ulm eine Produktionsstätte in Kooperation mit dem Fahrzeughersteller Iveco aufgebaut. Hier soll die Kapazität anfangs bei rund 2.000 Fahrzeugen im Jahr liegen. Anschließend ist eine Steigerung um rund das Fünffache vorgesehen. Analysten zeigten sich erfreut über den Start der Serienproduktion. Sie betonten allerdings auch, dass es nun darauf ankomme, die selbst gesteckten Produktionsziele auch zu erreichen.

Wasserstoff soll noch einmal deutlich größere Reichweiten ermöglichen

Mit einer Reichweite von rund 560 Kilometern kann der Elektro-LKW durchaus flexibel eingesetzt werden. Zahlreiche Logistikunternehmen bedienen aber auch noch deutlich weitere Strecken. Hier könnte es sich als problematisch erweisen, dass die Ladezeit des Akkus rund 100 Minuten beträgt. Zeit, in denen der Lastwagen nicht genutzt werden kann. Nikola arbeitet daher parallel auch an der Entwicklung eines Wasserstoff-Lastwagens. Dieser würde zwei große Vorteile mit sich bringen: Zum einen käme er auf eine deutlich größere Reichweite von 800 bis 1.000 Kilometern. Zum anderen benötigt der Tankvorgang nur rund fünfzehn Minuten. Die für die Umwandlung von Wasserstoff in Strom benötigten Brennstoffzellen soll der deutsche Autozulieferer Bosch liefern. Noch ist allerdings unklar, ab wann der Wasserstoff-Lastwagen von Nikola tatsächlich zu kaufen sein wird. Perspektivisch will Nikola dann auch die für den Betrieb der Lastwagen benötigte Energie selber produzieren und vermarkten.


Via: Handelsblatt

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