Die Partnerschaft zwischen dem deutschen Autozulieferer Bosch und dem US-Startup Nikola verlief bisher nicht ganz ohne Schwierigkeiten. Denn im vergangenen Jahr wurden Betrugsvorwürfe gegen den Lastwagenbauer laut. Nikola-Gründer Trevor Milton muss sich deshalb inzwischen sogar vor Gericht verantworten. Das Bosch-Management reagierte darauf, indem es seinen Anteil an dem Startup von zuvor 6,4 Prozent auf noch 4,9 Prozent verringerte. Die technologische Zusammenarbeit blieb davon allerdings unberührt. Tatsächlich spielt Bosch bei den Zukunftsplänen von Nikola eine wichtige Rolle. Denn das Startup will zwar zunächst rein batteriebetriebene Lastwagen auf den Markt bringen. Deutlich mehr Phantasie bei potenziellen Geldgebern weckt aber der Plan, anschließend durch den Einsatz von Wasserstoff deutlich größere Reichweiten zu ermöglichen. Hier hat Bosch ein modulares Brennstoffzellen-System entwickelt, das zukünftig in den Wasserstoff-Lastwagen zum Einsatz kommen soll.


Bild: Nikola Motors

Der Nikola Two soll mehr als 1400 Kilometer ohne Tankstopp fahren können

Konkret geht es zunächst um den Nikola Tre. Dieser neuartige Lastwagen soll schon in zwei Jahren auch in Europa auf den Markt kommen und über eine Reichweite von 805 Kilometern verfügen. Angetrieben wird er ausschließlich durch Wasserstoff, der in einer Brennstoffzelle in Strom verwandelt wird. In den letzten Monaten mussten die Nikola-Manager nun entscheiden, ob sie die für den Antrieb entscheidenden Komponenten in Eigenregie entwickeln oder zukaufen wollen. Nun scheint dieser Entscheidungsprozess abgeschlossen zu sein und es wurde eine entsprechende Vereinbarung mit Bosch getroffen. Diese betrifft auch den geplanten Lastwagen Nikola Two, der speziell für lange Fahrten in den Vereinigten Staaten konzipiert wurde. Er soll mit einer Tankfüllung sogar bis zu 1450 Kilometer weit kommen. Wie so oft bei ambitionierten Startups sind die Zukunftspläne allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Nach den Problemen in der Vergangenheit scheint das US-Startup nun aber verstärkt auf die Hilfe von Industriegrößen wie Bosch zu setzen.

Die Brennstoffzelle bringt bei schweren Transporten Vorteile mit sich

Dass klassische Verbrennungsmotoren auf den Straßen keine große Zukunft mehr haben, ist unter Experten weitgehend unumstritten. Unklar ist allerdings noch, durch welche Technologie sie abgelöst werden. Unternehmen wie Tesla und Volkswagen setzen beinahe ausschließlich auf reine Elektroantriebe. Mercedes-Benz hingegen sieht zumindest bei Lastwagen auch Potenzial für die Verwendung von Brennstoffzellen. Diese bringen den Vorteil mit sich, dass die Energiedichte deutlich höher ist als bei einem reinen Akku. Folgerichtig werden längere Fahrzeiten und kürzere Tankpausen möglich. Außerdem wird kein Akku benötigt, sodass sich das Gewicht des Fahrzeugs reduziert. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Es kann mehr Last transportiert werden. Die meisten Experten gehen daher inzwischen davon aus, dass sich bei PKWs der reine Batterieantrieb durchsetzen wird. Bei Lastwagen hingegen könnte die Brennstoffzelle eine wichtige Rolle spielen, während Flugzeuge unter anderem durch synthetische Kraftstoffe angetrieben werden könnten.


Via: Forbes

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    6. September 2021 at 10:02

    Ich frage mich, warum die deutschen Hersteller immer noch auf schwere Akkus setzen, anstatt auf leichte Brennstoffzellen. Was soll denn so ein vollbeladener Akku-Truck auf die Waage bringen? Da ächzt doch jede Brücke, und die Straßenbeläge leiden.

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