Zuletzt traf es Marokko, Afghanistan und die Türkei: Erdbeben fordern immer wieder Hunderte oder sogar Tausende Opfer und bringen furchtbares Leid über eine ganze Region. In besonders gefährdeten Gebieten sammeln seismische Tracking-Netzwerke fleißig Daten, trotzdem sind präzise Vorhersagen so gut wie unmöglich – vor allem mit längerer Vorlaufzeit, um möglichst viele Menschen evakuieren zu können. Nun ist die künstliche Intelligenz wider Erwarten auf einem guten Weg und könnte damit zum weltweiten Lebensretter werden.


Veheerendes Erdbeben in der Türkei – bald eine Woche vorher prognostizierbar?

70 Prozent Trefferquote im ersten siebenmonatigen Test

Eine Woche wäre eine wirklich gute Vorlaufzeit, um Menschen aus einem zukünftigen Erdbebengebiet zu evakuieren. Doch an diese Möglichkeit wagte bislang niemand zu glauben, auch nicht mit Einsatz eines Algorithmus. Trotzdem scheint es jetzt wahrzuwerden, zumindest sehen die Nachricht aus der Provinz Sichuan in Chinas Südwesten danach aus. Hier gelang es einem Forscherteam, mit Hilfe einer KI Erdbeben mit einer Trefferquote von 70 Prozent Sicherheit im Voraus zu prognostizieren, eine Woche, bevor es losging.

Die Region ist ein typisches Erdbebengebiet, und, wie in China meist üblich, dicht besiedelt. Leider geradezu ideal für eine Katastrophe! Die Wissenschaftler, die nun dort proben, haben ihren eigentlichen Sitz an der University of Austin in Texas und ihr Computerprogramm auch dort entwickelt. Der Algorithmus KI 14 ist darauf trainiert, aus sämtlichen statischen Veränderungen im Boden und allen zur Verfügung stehenden seismischen Daten Erdbebenwahrscheinlichkeiten zu errechnen. Sieben Monate dauerten die Tests in Sichuan, bis eine erste Erfolgsmeldung nach außen drang.


Die KI sagt sogar die Erdbebenstärke genau voraus

KI 14 gelang nicht nur die Vorhersage, dass ein Beben kommt, sie prognostizierte sogar sehr exakt die Stärke. An der räumlichen Genauigkeit muss allerdings noch gearbeitet werden, die Abweichung betrug bis zu 300 Kilometer. Ein einziges der kommenden Beben nahm die KI nicht wahr, acht Mal gab sie falschen Alarm. Der Rest waren Volltreffer. Ein sehr guter Anfang, dafür, dass man sich zunächst kaum etwas erhoffte, finden die Forscher, und arbeiten jetzt daran, noch präzisere Ergebnisse auch in anderen Regionen zu produzieren. Die ersten Einsatzmöglichkeiten bieten sich in Gebieten wie Kalifornien und Japan mit vielen seismischen Sensoren.

Die Studie dazu findet ihr hier.

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