Sand ist ein extrem begehrter Rohstoff und wird unter anderem für die Produktion von Glas und Computerchips verwendet. Der mit Abstand größte Teil wird aber in der Bauindustrie verarbeitet. Denn Sand wird zwingend für die Produktion von Beton benötigt. Der weltweite Bauboom in den letzten Jahren hat so dazu beigetragen, dass sich der jährliche Sandverbrauch auf rund 50 Milliarden Tonnen verdreifacht hat. Das Problem: Sand kann nicht einfach produziert werden, sondern entsteht durch langwierige natürliche Prozesse. Außerdem ist Sand nicht gleich Sand. Der reichlich vorhandene Wüstensand kann beispielsweise nicht für die Betonproduktion genutzt werden. In der Folge gehen die unproblematisch zu erschließenden Vorkommen langsam zu Neige. Teilweise werden daher schon illegal ganze Küstenabschnitte abgetragen. Oder es wird Sand vom Meeresboden geholt – was die lokalen Ökosysteme massiv durcheinander wirbelt. Wissenschaftler aus Australien und der Schweiz könnten nun aber eine Lösung gefunden haben.


Bild: Watchduck, CC BY 3.0-2.5-2.0 1.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0-2.5-2.0-1.0>, via Wikimedia Commons

Bergbauabfälle fallen in gigantischen Mengen an

Sie setzen auf sogenannten Erzsand. Dieser wird auch heute schon abgebaut. Denn es handelt sich um ein Abfallprodukt der Erzförderung.  Bergbauabfälle fallen grundsätzlich in gewaltigen Mengen an. Schätzungen gehen davon aus, dass es sich mit 30 bis 60 Milliarden Tonnen jährlich um den größten Abfallstrom überhaupt handelt. Die Bergbaukonzerne müssen jeweils einen gewaltigen Aufwand betreiben, um diese Mengen an ungewolltem Material sicher zu lagern. Immer gelingt dies nicht: Alleine in Brasilien kam es in den letzten Jahren zu mehreren tödlichen Unglücken aufgrund von Dammbrüchen bei Auffangbecken. Könnte man allerdings die sandähnlichen Materialien frühzeitig separieren und an die Bauindustrie verkaufen, würde dies die anfallenden Mengen massiv reduzieren. Die Forscher kooperierten daher mit dem Bergbaukonzern Vale und entnahmen in einer brasilianischen Eisenerzverarbeitungsanlage entsprechende Proben. Das Ergebnis: Ein Teil der vermeintlichen Abfälle kann tatsächlich als Ersatz für Sand in industriellen Prozessen und bei der Betonproduktion genutzt werden.

Der Erzsand kann in vielen Fällen lokal genutzt werden

Theoretisch ließen sich so also gleich zwei Probleme auf einmal abmildern: Es müsste weniger Sand an umwelttechnisch problematischen Stellen abgebaut werden und die Menge an Bergbauabfällen würde sich reduzieren. Auch das Klima könnte profitieren. Allerdings hängt die Bilanz hier entscheidend von den Transportwegen ab. Die Forscher schauten sich daher die Lage der in Frage kommenden Minen einmal genauer an. Bei immerhin knapp einem Drittel besteht im Umkreis von weniger als fünfzig Kilometern eine ausreichend große Nachfrage nach Sand. Alleine China könnte auf diese Weise eine Milliarde Tonnen Sand pro Jahr klimafreundlich ersetzen. Die Herausforderung besteht nun darin, Prozesse zu entwickeln, mit denen sich der wertvolle Erzsand einfach und preiswert vom Rest des Abfallstroms trennen lässt. Helfen könnte in diesem Zusammenhang, dass etwa die brasilianische Regierung ohnehin strengere Vorschriften für den Umgang mit Bergbauabfällen erlassen hat. Die Konzerne könnten also durchaus froh sein, zumindest einen Teil loszuwerden.


Via: Der Standard

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