Der in Lübeck forschende deutsche Chemiker und Strukturbiologe Professor Rolf Hilgenfeld ist aktuell ein gefragter Mann. Denn er beschäftigt sich schon seit 1998 mit Coronaviren und arbeitet seit Beginn des MERS-Ausbruchs im Jahr 2013 an viralen Hemmstoffen. Diese wiederum können dann die Basis für neue Medikamente bilden. Seit der Ausbreitung des Coronavirus hat der Forscher seine Anstrengungen auf diesen Bereich konzentriert. Nun konnten er und sein Team einen ersten wichtigen Durchbruch erzielen: Die Struktur der Hauptprotease von SARS-CoV-2 wurde entschlüsselt. Dieses Enzym benötigt der Erreger, um sich zu vermehren. Gelänge es Medikamenten also, die Hauptrotease zu hemmen oder gar auszuschalten, wäre dies ein wichtiger Fortschritt im Kampf gegen das Virus. Der schnelle Erfolg konnte auch erzielt werden, weil das Lübecker Forschungsteam auf wichtige Vorarbeiten zurückgreifen konnte.


In einem Röntgenstrahl wurde die dreidimensionale Struktur sichtbar

So haben chinesische Forscher bereits im Januar das Erbgut von SARS-CoV-2 veröffentlicht. Daraus isolierten die deutschen Forscher nun die für die Hauptprotease verantwortlichen Teile. Diese wurden anschließend synthetisiert und in eine Laborkultur von Escherichia coli Bakterien eingeschleust. Dadurch begannen die Bakterien immer größere Mengen des viralen Enzyms zu produzieren. Als schließlich ausreichend Materials vorhanden war, wurden die Kristalle nach Berlin transportiert und dort einem intensiven Röntgenstrahl ausgesetzt. Dadurch wurde die dreidimensionale Struktur bis hinunter zu den einzelnen Atomen sichtbar. Der große Vorteil: Nun ist es möglich, deutlich gezielter Hemmstoffe gegen die Vermehrung des Coronavirus zu entwickeln. Die Forscher rund um Hilgenfeld veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift „Science“.


Schnelle Erfolge sind nicht zu erwarten

Parallel dazu machten sie sich aber auch selbst an die Arbeit. Denn sie hatten vor einigen Jahren bereits einen Hemmstoff entwickelt, der bei engen Verwandten des Coronavirus wirkte. Dieser wurde nun weiterentwickelt und bereits ersten Tests unterzogen. Sowohl bei Mäusen als auch bei Versuchen mit menschlichen Lungenzellen erwies sich der Einsatz dabei als erfolgreich. Dennoch warnt der Lübecker Forscher vor zu viel Euphorie. Zwar ist es aktuell vergleichsweise einfach, die Gelder für weitere Studien einzusammeln. Dennoch dürfte es noch einige Jahre dauern, bis tatsächlich ein entsprechendes Medikament auf den Markt kommt. Unwichtig ist die Forschungsarbeit deshalb aber nicht. Denn Forscher vermuten, dass das Coronavirus zukünftig regelmäßig wiederkehren könnte.

Via: Science

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