Wie sehr man auf Internet und Mobilfunk angewiesen ist, merkt man zumeist erst, wenn die entsprechenden Verbindungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Aktuell sind davon zahlreiche Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz betroffen. Denn die dortigen Fluten haben nicht nur unzählige Häuser zerstört und mehr als hundert Menschen das Leben gekostet, sondern auch die Kommunikationsinfrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Viele der Überlebenden konnten daher tagelang nicht einmal ihre Angehörigen erreichen. Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz reagierte auf diesen Notstand nun mit einer durchaus unkonventionellen Maßnahme: In dem Bundesland werden insgesamt 35 Starlink-Satellitenschüsseln installiert. Diese empfangen das Internetsignal aus dem All und sind somit weitgehend unabhängig von der sonstigen Infrastruktur. Bürger in den betroffenen Gebieten sollen sich dort kostenlos einwählen und das Internet nutzen können. Zumindest theoretisch lassen sich dabei auch durchaus beachtliche Bandbreiten erreichen.


Bild: Official SpaceX Photos, CC0, via Wikimedia Commons

Das Satelliteninternet wird vorübergehend kostenfrei zur Verfügung gestellt

So kam die Satellitenverbindung zur Markteinführung in Deutschland auf eine Downloadrate von 150 MBit/s. Inzwischen können aber einige Nutzer sogar auf 300 Mbit/s zurückgreifen. Wie schnell die Verbindung in Rheinland-Pfalz ist, wurde bisher noch nicht kommuniziert. Aktuell wurden bereits zwölf der Empfangsstationen erfolgreich installiert. Die restliche Satellitenschüsseln sollen zeitnah folgen. Zur Verfügung gestellt wird das benötigte Internetsignal von mehr als 1.660 Satelliten, die SpaceX im Weltraum platziert hat. Das Angebot kann zudem nicht nur von öffentlichen Stellen in Anspruch genommen werden, sondern auch von Privatpersonen. Diese müssen allerdings 99 Euro Grundgebühr pro Monat zahlen. Außerdem muss zu Beginn des Vertragsverhältnisses eine Zahlung für die benötigte Hardware entrichtet werden. Das Geld wird allerdings unter Umständen im Rahmen einer staatlichen Förderung erstattet. Ganz unumstritten ist das Starlink-Projekt allerdings nicht. So warnen Experten davor, dass die Satelliten den Nachthimmel zu stark aufhellen könnten.

Auch die Mobilfunkbetreiber suchen nach Lösungen

Alles in allem sollen theoretisch rund 135.000 Menschen auf die jetzt in Rheinland-Pfalz installierten Starlink-Empfangsgeräte zugreifen können. Gleichzeitig könnte die Naturkatastrophe auch im Mobilfunkbereich für ein Novum sorgen. So konnten die Mobilfunkbetreiber zwar rund siebzig Prozent der Mobilfunkmasten wieder in Betrieb setzen. Zumeist reichte es dafür aber, den Strom wieder einzuschalten. Die Reparatur der restlichen dreißig Prozent dürfte daher deutlich länger dauern. Dies wiederum bedeutet, dass die Versorgung in Teilen der betroffenen Gebiete auch weiterhin prekär bleiben könnte. Vodafone hat daher vorgeschlagen, die Netze für die jeweilige Konkurrenz zu öffnen. Kann ein Kunde dann nicht auf das Netz seines Betreibers zugreifen, wird er automatisch in ein funktionierendes Netz umgeleitet. Bisher ist dies technisch ausgeschlossen. Allerdings will Vodafone dieses Vorgehen nur umsetzen, wenn alle drei Netzbetreiber an der Aktion teilnehmen.


Via: RLP

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