Niederländische Forscher machten am 05. März in der rund 50 Kilometer von Amsterdam entfernten Stadt Amersfoort eine spannende Entdeckung: Im Abwasser der Haushalte und Betriebe konnte damals das neuartige Coronavirus nachgewiesen werden. Offensichtlich scheiden infizierte Personen den Erreger also über den Stuhlgang aus. Die Besonderheit: Zum Zeitpunkt der Abwasser-Analyse waren in der Stadt noch gar keine Ansteckungen mit Covid-19 bekannt. Genau darin liegt aus Sicht der niederländischen Forscher eine große Chance. Denn möglicherweise könnten Abwasser-Analysen zukünftig als eine Art Frühwarnsystem dienen, um Ausbrüche der Krankheit frühzeitig zu identifizieren. Die schon bisher durchgeführte klinische Überwachung der Patienten könnte so ergänzt werden. Im Idealfall ließe sich auf diese Weise die Zahl der Ansteckungen deutlich reduzieren.


Noch steht die Forschung ganz am Anfang

Der große Vorteil der zusätzlichen Analyse: Es werden auch Fälle erfasst, bei der Personen das Virus zwar in sich tragen, aber keine oder nur sehr milde Symptome aufweisen. Noch allerdings ist das angedachte Frühwarnsystem erst einmal nur eine Idee. Diese wurde in einem wissenschaftlichen Aufsatz der Öffentlichkeit vorgestellt. Allerdings fand bisher noch kein sogenanntes Peer-Review-Verfahren statt. Andere Wissenschaftler konnten die Daten und Schlussfolgerungen also noch nicht verifizieren. Den niederländischen Forschern geht es aber vor allem darum, zu betonen, wie wichtig es ist, weitere Daten über die Verbreitung des Virus im Abwasser zu sammeln. Bisher werden solche Tests nur sporadisch durchgeführt. So wurde das Coronavirus in Amersfoorst erstmals überhaupt in der Kanalisation nachgewiesen.


Das Abwasser verrät viel über die Einwohner einer Stadt

Neben der Entwicklung eines möglichen Frühwarnsystems ist aber auch weitere Forschungsarbeit nötig. So halten es die Wissenschaftler aktuell für unwahrscheinlich, dass sich das Virus über den Abwasserkanal verbreitet. Ganz ausgeschlossen werden kann dies aktuell aber noch nicht. Außerdem muss untersucht werden, inwieweit dadurch eine Gefahr für die Mitarbeiter der Kanalisation und der Kläranlagen besteht. Dies sollte zudem möglichst zeitnah geschehen. Denn es ist davon auszugehen, dass durch die zunehmende Verbreitung von Covid-19 auch die entsprechende Belastung des Abwassers zunimmt. Grundsätzlich handelt es sich bei der Analyse des Abwassers aber um ein etabliertes Verfahren. So wird auf diese Weise beispielsweise auch die Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien oder verschreibungspflichtiger Medikamente untersucht.

Via: Die Welt

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