Wasserstoff als Energieträger hat einen ganz großen Haken: Die Herstellung ist aufwändig und energieintensiv, in vielen Fällen lohnt sie sich nicht. Doch bislang gingen Forscher davon aus, dass dieses besondere Gas kaum in natürlichen Reservoiren vorkommt, weil es zu flüchtig ist und außerdem leicht biologisch abbaubar. Das könnte ein Trugschluss sein, denn in Albanien scheint ein bestimmtes Gestein Wasserstoff zu produzieren und zu binden. So hat sich eine gewaltige unterirdische H2-Ansammlung gebildet.


Natürlicher Wasserstoff könnte viele Energieprobleme lösen

Aus der Mine gasen weit mehr als 200 Tonne H2 aus

Forscher der Universität Grenoble-Alpes wurden auf die albanische Bulqizë-Mine schon vor Jahren aufmerksame, weil dort Wasserstoff in größeren Mengen ausgast. Sie untersuchten, wie viel Gas pro Jahr in die Oberfläche tritt und woher es kommen könnte. Das Ergebnis verblüfft: Allein an den punktuellen Messstellen gasen 200 Tonnen H2 pro Jahr aus, ganz zu schweigen von den restlichen Orten, an denen die Wissenschaftler nicht konkret gemessen haben. Das Ophiolit-Gestein tief unter der Mine gilt als wahrscheinliche Quelle.

Die Gase bestehen zu 84 Prozent aus Wasserstoff

Besonders intensiv werden die Ausgasungen in 500 bis 1000 Meter Tiefe, dort unten stellten die Forscher eine starke Blasenbildung in Wassertümpeln fest. Die auftretenden Gase bestehen zu 84 Prozent aus Wasserstoff, zu 13,2 ist Erdgas mit dabei sowie ein kleiner Stickstoffanteil von 2,7 Prozent. Der H2-Reinheitsgrad ist also erstaunlich hoch, es ließe sich leicht von den anderen beiden Gasen trennen und nutzen. Die Überwachung durch die Wissenschaftler lief über 6 Jahre an 38 Bohrlöchern, bei weitem nicht in der gesamten Mine. Trotzdem gelten die Werte als rekordverdächtig.


Wahrscheinlich finden geochemische Reaktionen im Ophiolit-Gestein unterhalb des Bergwerks statt. Der Wasserstoff speichert sich danach in den Poren und steigt nur allmählich nach oben. Ophiolit entstammt der ehemaligen Meereskruste und gelangte durch tektonische Verschiebungen an Land. Der betreffende Ophiolit-Gürtel ist mehr als 3000 Kilometer lang, er zieht sich von Slowenien bis in die Türkei und befindet sich bis zu 6 Kilometer tief im Boden. Bislang galt das Gestein als uninteressant, es enthält ein wenig Chrom und ansonsten so gut wie keine Rohstoffe. Jetzt könnte es allerdings deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Quelle: scinexx.de

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