Die scheinbar ewig andauernde Hängepartie rund um den Brexit hat inzwischen ein Ende gefunden. Innerhalb des Vereinigten Königreichs sind damit aber noch längst nicht alle Gräben wieder beseitigt. So haben sich die Schotten beispielsweise für den Verbleib in der EU ausgesprochen – und treiben nun ein neues Unabhängigkeitsreferendum voran. Der britische Premier Boris Johnson hingegen will die einzelnen Landesteile auch symbolisch wieder näher zusammenbringen. Seine Vision: Eine Brücke von Schottland nach Nordirland. Ideen in diese Richtung gibt es bereits seit langer Zeit. Bisher wurden die Pläne aufgrund der hohen Kosten und der Komplexität des Projekts aber regelmäßig verworfen. Johnson hat nun eine Reihe von Beamten beauftragt, eine neue Rahmenstudie zu erstellen. Der Premierminister gilt als großer Befürworter einer solchen Brücke.


By Foreign and Commonwealth Office [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0) or OGL (http://www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/1/)], via Wikimedia Commons

Der Bau würde mehrere Milliarden kosten

Viele Experten halten die Idee hingegen für deutlich zu ambitioniert. So ist die Meerenge zwischen Schottland und Nordirland an ihrer schmalsten Stelle zwar nur 19 Kilometer breit. Aufgrund der widrigen Wetterbedingungen und der enormen Tiefe des Meeres, ist ein Bau dort aber eher unrealistisch. An dem von Experten präferierten Ort für den Bau der Brücke müssten hingegen stolze 45 Kilometer überwunden werden. Unmöglich ist dies aus technischer Sicht zwar nicht. Die Kosten aber dürften gewaltig sein. So rechnete im Jahr 2007 das Centre for Cross Border Studies ähnliche Planungen schon einmal durch. Das Ergebnis: Der Bau würde mindestens 4,1 Milliarden Euro kosten. Seitdem allerdings sind die Preise in diesem Bereich noch einmal deutlich gestiegen. Heutzutage wären die Baukosten daher vermutlich schon deutlich zweistellig im Milliardenbereich.

Johnsons letztes Brücken-Projekt scheiterte

Befürworter des Projekts hoffen allerdings durch den Bau die Beziehungen zwischen den beiden Landesteilen stärken zu können. Auch der wirtschaftliche Austausch dürfte profitieren. Premierminister Johnson setzte sich zudem auch in der Vergangenheit schon für prestigeträchtige Brückenbauten ein. So wollte er in seiner Zeit als Londoner Bürgermeister eine neue Brücke über die Themse errichten lassen. Das Projekt scheiterte letztlich aber an den zu hohen Kosten. Stattdessen kam eine Seilbahn, deren Besucherzahlen aber deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Für den Bau der Brücke zwischen Schottland und Nordirland gibt es aktuell noch keinen genauen Zeitplan. Ein Regierungssprecher wollte nicht einmal genau sagen, wann der Premierminister die ersten Entwürfe erhalten wird. Die längste Brücke steht allerdings ohnehin woanders: Sie verbindet Hongkong mit der chinesischen Metropole Macao.


Via: The Guardian

1 Kommentar

  1. Josef Mistetzky

    11. Februar 2020 at 09:43

    Brückenbauer gescheitert? Bei der Themse bereits Realität, nun auch zwischen Schottland und Nordirland? Was sagen die Schotten und Iren dazu? Wurden sie überhaupt gefragt? Wie wäre es, wenn ein wirrer Boris zwischen ihrem Balkon und einem anderen Balkon eine Brücke plant, ohne sie und ihren Nachbarn zu befragen? Locken da Zuwendungen der möglichen Baufirmen im britischen Nebel? Von einem komplexen Lügner mit seperatistischer Grundhaltung hätte man so einen Vorschlag sicher nicht erwartet. Ist dies nun ein verzweifelter Versuch das bröckelnde Empire zusammenzuhalten?
    Viele Schotten wollen im Gegensatz zum flüchtenden Boris, wie die Iren, lieber in der EU verbleiben. Soll so ein Brückenprojekt die Schotten und Iren einfangen und binden? Wer soll das Projekt bezahlen und für den Unterhalt aufkommen?

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