Unter VW-Chef Herbert Diess treibt der Autobauer die Elektrifizierung deutlich konsequenter voran als in der Vergangenheit. Allerdings hatten auch die Konzernlenker vor ihm das Thema durchaus schon auf der Agenda. Bestes Beispiel dafür: Schon im Jahr 2012 investierte der Konzern 300 Millionen Dollar in das US-Startup Quantumscape. Diese Investition könnte sich nun als goldrichtig erweisen. Denn aus dem Unternehmen ist mittlerweile eines der am meisten gehypten Batterie-Startups weltweit geworden. Die Ingenieure dort forschen an sogenannten Feststoffbatterien. Dabei werden die Ionen nicht mithilfe von flüssigen Elektrolyten transportiert, sondern es kommt ein fester Stoff zum Einsatz. Theoretisch bringt dies zahlreiche Vorteile mit sich. So versprechen die Entwickler eine höhere Energiedichte, mehr Reichweite, schnellere Ladevorgänge, eine geringere Brandgefahr und eine sinkende Anfälligkeit für Temperaturschwankungen. Kurz gesagt: Es handelt sich gewissermaßen um den Heiligen Gral der Batterieforschung.


Bild: Eckart Egger

Der Schritt vom Labor in die Praxis erweist sich als schwierig

Die Hoffnung auf einen echten Durchbruch in der Batterie-Technologie sorgte im vergangenen Jahr unter anderem dafür, dass Quantumscape auf eine Börsenbewertung von mehr als fünfzig Milliarden Dollar kam. Inzwischen sind die Aktien des Unternehmens aber wieder deutlich gesunken. Denn immer stärker rücken jetzt die Probleme der Feststoffbatterien in den Fokus. So funktioniert die Technologie zwar im Labor. Bisher konnte aber noch keine Massenproduktion erfolgreich aufgebaut werden. So arbeiten die Branchengrößen Panasonic und CATL daran bereits seit vielen Jahren und konnten bisher keinen Erfolg vermelden. Toyota wiederum wollte eigentlich längst Autos mit Feststoffbatterie verkaufen. Auch hier mussten die Zeitpläne aber angepasst werden. Nun wird das Jahr 2025 angepeilt. Quantumscape setzt daher auf die Expertise von Volkswagen bei der Skalierung von Produktionsprozessen. Gemeinsam soll nun zunächst in den Vereinigten Staaten eine Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von jährlich 200.000 Zellen errichtet werden.

Die Fabrik könnte auf eine Kapazität von bis zu 20 GW kommen

Noch interessanter sind aber die darüberhinausgehenden Pläne. Denn gleichzeitig unterschrieben die beiden Partner eine Absichtserklärung zum Bau einer großen Feststoffbatteriefabrik. Diese soll aktuellen Planungen zufolge im niedersächsischen Salzgitter entstehen. Die Standortwahl ergibt durchaus Sinn. Denn dort hat Volkswagen auch seine Aktivitäten zur Produktion von konventionellen Batteriezellen konzentriert. In der ersten Ausbaustufe soll die neue Fabrik namens QS-1 eine Kapazität von einem Gigawatt erreichen. Später einmal kann dieser Wert zudem noch auf bis zu 20 GW erhöht werden. Grundsätzlich ist man auch bei Volkswagen vom Potenzial der Feststoffbatterien überzeugt. Dennoch warnt ein Sprecher vor zu viel Euphorie: Bei der Produktion müsse in vielen Bereichen komplettes Neuland betreten werden. Bis also tatsächlich in Salzgitter große Volumina an Feststoffbatterien vom Band laufen, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Zumindest scheint der Standort Deutschland bei dieser Zukunftstechnologie allerdings vorne mit dabei zu sein.


Via: Handelsblatt

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