Die Stadt Jena reagiert auf die Ausbreitung des Coronavirus mit einer drastischen Maßnahme: Ab kommendem Montag ist in allen Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr sowie in Gebäuden mit Publikumsverkehr das Tragen eines Mund-und-Nasenschutzes Pflicht. Die rechtliche Grundlage dafür wurde durch eine entsprechende Allgemeinverfügung geschaffen. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei sind zudem angewiesen, die Einhaltung der Vorschrift zu überwachen und gegebenenfalls Verstöße zu ahnden. Das Ziel der Maßnahme ist es, die Gefahr, die von einer hohen Dunkelziffer an Erkrankungen ausgeht, zu minimieren. Denn Experten gehen davon aus, dass es nicht wenige Personen gibt, die sich bereits angesteckt haben, dies selbst aber nicht wissen – etwa weil die Symptome erst später einsetzen oder die Krankheit sehr mild verläuft.


Die WHO empfiehlt keine allgemeine Maskenpflicht

Durch einen verpflichtenden Mund-und Nasenschutz für alle kann verhindert werden, dass diese Personen das Virus unfreiwillig weitergeben. Ganz unumstritten ist die Maßnahme allerdings nicht. Denn die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt solche Schutzmasken lediglich für Infizierte, Kontaktpersonen und medizinisches Personal. In Jena beruft man sich hingegen auf die Expertise des Robert-Koch-Instituts. Die Experten dort sehen durchaus positive Auswirkungen einer allgemeinen Maskenpflicht. Die Allgemeinverfügung wird zudem in den nächsten Wochen noch ausgeweitet. So wird ab dem 13. April ein entsprechender Schutz auch an allen Arbeitsplätzen Pflicht, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Diese zeitliche Verzögerung soll sicherstellen, dass sich alle betroffenen Betriebe und Personen auch mit ausreichend Masken versorgen können.


Auch ein Schal vor Mund und Nase ist ausreichen

Denn diese waren in Deutschland und weltweit zuletzt ein knappes Gut. Die Stadtverwaltung in Jena arbeitet daher mit einer lokalen Näherei zusammen, die wöchentlich rund 1.500 Mund-und-Nasen-Masken produziert. Diese sollen vornehmlich an Pflege- und Altenheime gehen. Ein Zusammenschluss von Einzelhändlern hat zudem bereits angekündigt, rund 10.000 weitere Masken zu beschaffen und diese den Kunden und Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Bei einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern dürfte auch das aber noch nicht ausreichen. Der Bürgermeister hat daher die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich entweder selbst eine Maske zu beschaffen, eine solche in Eigenregie zu nähen oder sich ab Montag zumindest einen Schal vor Mund und Nase zu binden. Neben Jena hat bisher auch der Thüringer Landkreis Nordhorn eine ähnliche Vorschrift angekündigt. Andere Großstädte halten sich mit entsprechenden Maßnahmen hingegen noch zurück.

Via: Der Spiegel

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    1. April 2020 at 19:31

    Und das Ende vom Lied: Schutzmasken für das medizinische Personal werden noch teurer und knapper, weil jeder versucht solche Masken zu ergattern.Warum halten sich nicht einfach alle an die Empfehlungen der Experten der WHO?

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