Ein kleiner Glasbehälter, gefüllt mit Deuteriumoxid (D2O), auch schweres Wasser genannt. Darin eine Platinanode und eine Palladiumkathode. Mit dieser einfachen Ausrüstung haben die Elektrochemiker Martin Fleischmann und Stanley Pons im Jahr 1989 angeblich eine Kernfusion mittels Elektrolyse durchgeführt. Die Welt hielt damals kurzzeitig den Atem an, denn die »Entdeckung« stellte die Kernphysik auf den Kopf und öffnete das Tor zu einer gigantischen Energiequelle. Kurz darauf fiel das Kartenhaus leider wieder zusammen. Kernfusion als Energiequelle der Zukunft? Der Weg zur kalten Fusion? Die »kalte Fusion« ist ein wahrer Traum: Ohne besonderen Aufwand Deuteriumkerne verschmelzen und so große Energiemengen freizusetzen, das wäre die nächste Stromrevolution und ein gewaltiger Schritt nach vorn. Doch leider hielt die Arbeit der beiden Forscher keiner Prüfung stand. Das Tischgerät an der University of British Columbia (UBC) entpuppte sich somit als Fake. Die Studie war schlampig durchgeführt, nicht reproduzierbar und basierte auf allerlei Falschannahmen – sonst hätten wir heute längst Kernfusionsreaktoren in der Größe von Autobatterien. Doch ein Gutes stellt sich an dem Skandal im Nachhinein heraus: Ein interdisziplinäres Team der UBC konnte das alte Konzept jetzt als Vorlage für einen neuen Versuch verwenden. Es scheint also, als sei das elektrochemische Verfahren mit Palladium noch nicht vom Tisch! 1 Volt Strom statt 800 Atmosphären Druck Die Wissenschaftler konstruierten ein Ziel aus Palladium und setzten es auf einer Seite einem elektrochemischen Reaktor namens Thunderbird aus. Dadurch entstand ein Plasmafeld, das eine Seite des Ziels mit Deuterium belud. Die andere Seite des Ziels wurde unterdessen einer weiteren elektrochemischen Zelle ausgesetzt, die weiteres Deuterium hinzufügte. So konnten sie nach eigenen Angaben mit nur einem Volt Strom so viel Deuterium laden, wie mit herkömmlichen Methoden normalerweise nur unter einem hohen Druck von 800 Atmosphären. Einen Nettogewinn konnte das Team damit vorerst nicht erzielen, doch ist nun wahrscheinlich ein neuer Weg eröffnet, der zur erfolgreichen Kernfusion führen kann. Professor Curtis P. Berlinguette, einer der Studienautoren, sagt dazu: »Wir sehen dies als Ausgangspunkt – einen, der die Gemeinschaft dazu einlädt, im Geiste offener und rigoroser Forschung zu iterieren, zu verfeinern und darauf aufzubauen.« Quelle: newatlas.com Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter